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Viel komplizierte Theorie?

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Ich habe den Eindruck, dass die FU-Skripte extrem Theorie-lastig sind und dadurch noch viel zaeher zu lesen sind als es eigentlich noetig waere... V.a. eigentlich interessante Faecher wie Management und Marketing werden durch Formeln und Theorien zu Tode gequatscht.
Was ist aus Case-Studies und anderen Beispielen geworden?😱
Liegt das am Anspruch der FU, eine wissenschaftliche Uni zu sein und sich von einer *igitt* "praxisnahen" FH abzugrenzen?
Hat hier jemand eine zuendende Idee, wie man sich den Stoff selber etwas interessanter basteln kann? (Ohne die ganzen - ebenfalls theoretischen- Quellen durchackern zu muessen...)
 
Oha, eine Grundsatzdiskussion 🙂

Nehmen wir den Marketing-Kurs.
Was da etwa zu den Grenzen der Erkenntnis bei statistischen Untersuchungen steht, ist ein ziemlich abstrakter Hammer. Anfangs habe ich mich auch darüber geärgert. Andererseits ist der Einwand wichtig: Wenn man sich nämlich zu sehr auf solches Datenmaterial verlässt, kann man ganz schnell verlassen sein, weil Statistik nunmal irgendwo (Erklär-)Grenzen hat.

Wenn Du dann den Wälzer von Kotler/Bliemel nimmst, findest Du darin so eine Art Rezeptbuch für Marketing-Management ("Man nehme: 1 Pfund Kundenorientierung, 200g Planung und eine Prise Mitarbeitermotivation"). Das sagt doch: wenn Du's machst, wie ich's Dir sage, dann wirst Du ein toller Manager. (Allerdings einer mit einem Rückenschaden, weil man sich an dem Buch einen Bruch hebt.)

Der Kurs gibt einem ein Theoriegerüst mit, anhand dessen man (durch eigenes Denken) versuchen kann, in einer konkreten Situation die Lösung zu finden. Die berühmten Case-Studies mögen als auflockerndes Beispiel nicht schlecht sein. Aber was einmal in einem Beispiel funktioniert hat, kann ja im nächsten Fall gehörig in die Hose gehen. Die Wirklichkeit ist zu komplex, um sie (mit wissenschaftlichem Anspruch) in Anekdotenform darstellen zu können.

Das ist letztlich auch das Problem, an dem das Fach U-Gründung krankt. Das Feld ist ziemlich weit; wie gründet man eine Firma richtig? Ich habe die Kurse sehr gehasst (vor allem, weil sie zum Teil grauenvoll zu lernen sind). Aber einen besseren Ansatz als den von Prof. Hering könnte ich auch nicht nennen.

Dirk
 
Case-Studies sind was für die MBA Programme.

Da erwirbt man dann eben keine theoretisches Grundlagenwissen, sondern das Selbstvertrauen, in Zukunft mal einen so hoch dotierten Posten besetzen zu können, dass man die Gebühren für den MBA zurückzahlen kann - Case-Studies sind da nur das Mittel zum Zweck. :cool
 
Ich finde bedauerlich, daß viele Skripte so theorielastig sind. Ganz klar, ein Studium ist keine Spaßveranstaltung und dahinter muß sicherlich auch genug Anspruch sein, ohne Frage. Aber teilweise habe ich schon den Eindruck, daß es - wie man an vielen Lehrbüchern bzw. Fremdskripten sieht - auch möglich ist, den gleichen Stoff sehr viel anschaulicher und verständlicher zu vermitteln.
Es ist gewiß nicht ganz einfach, hier den goldenen Mittelweg zu finden, aber es kann doch eigentlich nur im Sinne eines Professors sein, wenn man dessen Fach gerne macht: wenn man sich da hineinkniet und bestimmte Sachen freiwillig anstatt durch Zwang lernt, kann eigentlich nur allen gedient sein.

Allerdings halte ich diese Problematik nicht für Fernuni-spezifisch - es gibt in allen Bereichen Leute, die zum verständlichen Erklären geboren sind und andere, die ihre didaktischen Fähigkeiten noch ausbauen könnten 😉 😛
 
Ein Uni-Studium als theorielastig zu kritisieren finde ich einigermaßen witzig. 😀 Die Theorie ist die Basis des wissenschaftlichen Arbeitens - ohne ist es Geschichtsfernsehen á la Guido Knopp. Oder Voodoo.

Nehmt mal mein Lieblingsthema: die Shareholder-Value-Literatur. Da wird "empfohlen", zukünftige Gewinne mit einem bestimmten Satz abzuzinsen. Wieso? Weshalb? Warum? Man weiß es nicht. Das aber mindert den Wert solcher "Praktikerformeln" erheblich. Wer die dahinter stehende Theorie nicht kennt, blickt das aber nicht. Er kann nur die Formel glauben - und DaimlerChrysler-Aktien kaufen.

DerFlieger macht einen wichtigen Punkt: die didaktische Qualität einiger Lehrtexte lässt stark zu wünschen übrig. Etwas mehr Motivation für die Leute in ihrer besonderen Lernsituation wäre sicher wünschenswert - auch durch praktische Beispiele. Die Skripte von Prof. Bitz sind da sicher vorbildlich. Theoretisch anspruchsvoll, aber gut lesbar.
 
kridbonn schrieb:
DerFlieger macht einen wichtigen Punkt: die didaktische Qualität einiger Lehrtexte lässt stark zu wünschen übrig. Etwas mehr Motivation für die Leute in ihrer besonderen Lernsituation wäre sicher wünschenswert - auch durch praktische Beispiele. Die Skripte von Prof. Bitz sind da sicher vorbildlich. Theoretisch anspruchsvoll, aber gut lesbar.

Genau das sehe ich auch als Problem an. Wir studieren nunmal um die theoretische Basis für unser späteres Fachgebiet zu erlernen (das Handwerkszeug sozusagen!) und nicht damit wir lernen, wie ein Unternehmen die Theorie in die Praxis umsetzt.
Als Beispiel: ich bin in der Finanzbuchhaltung tätig. Dafür bräuchte ich keine Studium (also um die tägliche Arbeit zu erledigen). Will man aber mal das Ganze, was man Tag für Tag macht, hinterfragen, ist es schon hilfreich gelernt zu haben, was es mit einer Bilanz auf sich hat und warum etwas wie gebucht wird oder eben nicht.

Und leider lässt das pädagogische Talent (zumindest schriftlich) vieler Skript-Verfasser zu wünschen übrig!
 
kridbonn schrieb:
Ein Uni-Studium als theorielastig zu kritisieren finde ich einigermaßen witzig. 😀 Die Theorie ist die Basis des wissenschaftlichen Arbeitens - ohne ist es Geschichtsfernsehen á la Guido Knopp. Oder Voodoo.

DerFlieger macht einen wichtigen Punkt: die didaktische Qualität einiger Lehrtexte lässt stark zu wünschen übrig. Etwas mehr Motivation für die Leute in ihrer besonderen Lernsituation wäre sicher wünschenswert - auch durch praktische Beispiele. Die Skripte von Prof. Bitz sind da sicher vorbildlich. Theoretisch anspruchsvoll, aber gut lesbar.

Sorry, ich glaube, ich habe mich da unglücklich ausgedrückt.
Ganz klar, die Theorie ist wichtig und ohne Theorie kommt man nicht aus. Das möchte ich nicht anzweifeln und das soll bitte auch so bleiben. Mir ging es eher darum, daß diese Texte einerseits zwar theoretisch-wissenschaftlich bleiben sollen, daß man andererseits aber auch theoretisch-wissenschaftliche Inhalte so interessant und anschaulich vermitteln kann, daß man sie nicht erst beim 47. Mal versteht. Ich begreife zum Beispiel vieles besser und schneller, wenn ich ein konkretes Anwendungsbeispiel vor mir sehe. Dann kann ich nämlich nachvollziehen, welche Schritte gemacht wurden und wie die zustande kommen. Aus meiner Sicht sollte es einem (guten) Professor doch gelingen (und auch dessen Anspruch sein), den Spagat zwischen theoretischem Inhalt und praktischer Anschaulichkeit zu schaffen, oder nicht?
 
Da wäre man dann wieder bei der Frage, wie man Profs dazu kriegt, mehr in die Lehre zu investieren. Schlechte Vorlesungen gibt es auch an Präsenzunis (ich erinnere mich mit Schaudern an mein Politikstudium in Bonn).

Da hat man dann auch noch das Problem, dass Seminare und Übungen völlig überlaufen sind. Zumindest da gibt es für Fernstudenten kein Schwierigkeit - es sei denn, man holt sich noch 20 Leute ins Arbeitszimmer
 
Dr Franke Ghostwriter
Es gibt zwar immer wieder Ausnahmen, aber man sollte nicht vergessen, dass hinter wissenschaftlichen Darstellungen häufig (nationale) Lehrbuchtraditionen bzw. "Schulen" stehen.

Eine interessante Aussage dazu (in diesem Fall geht es um die Unterschiede zwischen deutschsprachigen und angelsächsischen Lehrbüchern) habe ich vor einiger Zeit im Vorwort zu einem Makro-Buch gelesen:

"Angelsächsische Lehrbücher vermitteln Volkswirtschaftslehre in einem recht lockeren Stil. Sie versuchen die Studenten durch aktuelle Bezüge und einen eingängigen Stil zu begeistern. Oft hören die Texte aber gerade dann mit dem Erklären auf, wenn es schwierig und anspruchsvoll wird. Ein tieferes Verständnis für komplexe Zusammenhänge wird den Studenten so nicht vermittelt.

Im Gegensatz dazu präsentieren traditionelle deutsche Lehrbücher theoretische Modellansätze sehr detailliert und umfassend. Die recht abstrakte Darstellungsweise wirkt auf Studenten aber nur wenig motivierend; sie versetzt die Studenten auch nicht in die Lage, erlernte Inhalte auf konkrete aktuelle wirtschaftspolitische Fragestellungen anzuwenden."
(Blanchard/Illing - Makroökonomie)
 
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