Sommersemester 2024
- Einsendearbeit 1 (Abgabetermin: 01.06.2024)
- Einsendearbeit 2 (Abgabetermin: 15.07.2024)
Online-Klausur
Mi., 18.09.2024, 14:30 – 16:30 (Prüfer: Westphal)Modul in den Studiengängen
- M.Sc. Volkswirtschaft
Die beiden Begriffe ‚Gleichgewicht‘ und ‚Optimum‘ sind Grundlage aller ökonomischen Modelle: Ein Gleichgewicht beschreibt den Zustand eines ökonomischen Systems (z.B. eines Markts), in dem sich zentrale Größen (z. B. Preise, Mengen usw.) nicht mehr ändern. Ein Optimum ist der ‚beste‘ aller erreichbaren Zustände.
‚Die Wirtschaft‘ lässt sich gedanklich in Teilsysteme gliedern, die sich typischerweise wechselseitig beeinflussen (Beispiele: Die Märkte für Neu- und Gebrauchtwagen, der Güter- und der Arbeitsmarkt). Deshalb müssen ökonomische Modelle komplexe Ketten von Wirkungen und Rückwirkungen abbilden.
Die Sprache ökonomischer Modelle ist die Mathematik. Anders als die Alltagssprache zwingt die Mathematik dazu, Begriffe und Prämissen präzise zu definieren und Wenn-Dann-Behauptungen durch die Anwendung mathematischer Verknüpfungsregeln konsistent zu begründen. Allerdings ist der Werkzeugkasten der benötigten mathematischen Instrumente begrenzt, weil sich alle Analysen letztlich auf die Untersuchung von Gleichgewichten und Optima reduzieren.
Welchen Nutzen bringt Ihnen das Modul „Konstruktion und Analyse ökonomischer Modelle?“
Das Modul macht Sie zunächst mit den wichtigsten Analyseinstrumenten vertraut. Dadurch können Sie die Argumentation in der einschlägigen Fachliteratur kompetent nachvollziehen.
Das Setting eines Modells wird durch eine Serie von Annahmen (Prämissen, Axiome) definiert. Manche dieser Annahmen sind Vermutungen darüber, wie die Welt funktioniert (Beispiel: Wenn der Preis von Neuwagen steigt, dann nimmt die Nachfrage nach Gebrauchtwagen zu). Andere dienen allein dem Zweck, die Analyse technisch beherrschbar zu machen (Beispiel: Wenn der Preis von Neuwagen steigt, dann geht die Nachfrage nach Neuwagen proportional zur Preiserhöhung zurück). Für die kritische Bewertung der Ergebnisse einer Analyse ist es unverzichtbar, den Einfluss dieser beiden Kategorien von Annahmen zu durchschauen. Einem Resultat, das aus vereinfachenden Annahmen hergeleitet wurde, sollten Sie mit Vorsicht begegnen: Immerhin könnte eine Analyse unter weniger einfachen Prämissen (aber mit mehr Analyseaufwand!) zu ganz anderen Einsichten führen.
Nicht zuletzt versteht sich das Modul Konstruktion und Analyse ökonomischer Modelle als eine Denkschule, als eine Einführung in die Kunst des (wissenschaftlichen) Argumentierens auch über den Kontext ökonomischer Fragestellungen hinaus. Überall, wo argumentiert wird, wo über die ‚Wahrheit‘ oder das ‚Richtige‘ debattiert und gestritten wird, trifft man zu allererst auf Annahmen. Manche davon werden explizit ausgesprochen. Häufig jedoch sind sie nicht präzise oder gar nicht ausformuliert: Man redet aneinander vorbei, weil man von unterschiedlichen Ausgangspunkten ausgeht. Manche Annahmen sind Aussagen über die Welt, die man glauben kann oder auch nicht, die empirisch bestätigt sind, oder auch nicht. Andere sind Wertungen (Wenn die Arbeitslosigkeit sinkt, dann ist das gut), die man teilen kann oder auch nicht: Man redet aneinander vorbei, weil man ein und denselben Sachverhalt unterschiedlich bewertet oder unterschiedliche Zielsetzungen verfolgt. Ein weiterer Fallstrick lauert im Verhältnis zwischen den Annahmen, den daraus gezogenen Schlussfolgerungen und dem Rückschluss: Die Aussage „Wenn es regnet, dann ist die Straße nass“ ist (im Großen und Ganzen) richtig. Wenn die Straße nass ist, dann regnet es aber nicht unbedingt. Im Gegensatz dazu ist die Aussage „Wenn eine Frau ein Kind geboren hat, dann ist die Frau eine Mutter“ in beide Richtungen korrekt. Das Modul Konstruktion und Analyse ökonomischer Modelle schärft am Beispiel volkswirtschaftlicher Problemstellungen Ihre Fähigkeit, korrekt zu argumentieren.