Lerntechniken

Dr Franke Ghostwriter
habt ihr auch so wenig Zeit wie ich? 😉 Ich studiere an der Fernuni Wirtschaftsinformatik und habe das Gefühl, dass der Stoff nur mit viel Aufwand in den Kopf will. Nicht unbedingt immer weil er schwierig zu verstehen ist, sondern weil er so umfangreich ist. Daher stellt sich mir die Frage, ob man nicht mit viel weniger Aufwand viel mehr erreichen könnte? Es geht nicht darum, gar nichts mehr tun zu müssen. Das ist eine unrealistische Vorstellung. Es geht mehr darum, aus seiner Zeit das Beste zu machen, damit man das ein oder andere Stündchen vom wöchentlichen Arbeitspensum einsparen kann und dabei deutlich bessere Noten schreibt. 🙂

Ich würde euch deshalb gern einladen, zusammen mit mir zu erarbeiten, welche Techniken für ein Studium effizient und wirksam sind und was reine Zeitverschwendung darstellt. Eins ist für mich nämlich sicher: Die "Lernexperten" haben sich viel einfallen lassen zum Thema Lernen (nur mal googeln reicht!), aber vieles davon bedeutet einen hohen Aufwand für relativ geringe Verbesserungen.

Ich habe zu dem Thema eine Umfrage eingerichtet. Die Umfrage ist anonym. Wenn ihr besonders gut seid, nehmt auf jeden Fall teil, denn ihr macht vielleicht vieles richtig, aber die ein oder andere Sache läuft unter Umständen noch nicht effizient bzw. solltet ihr weglassen. Wenn ihr eher schlechte Noten habt, nehmt auch teil, denn ihr werdet erfahren, was die wichtigsten Techniken sind. Damit das Ganze auch wertvoll genug ist und einer statistischen Analyse zugänglich, sollten möglichst viele an der Umfrage teilnehmen.

Die Ergebnisse möchte ich dann hier präsentieren und diskutieren. Ich hoffe, dass wir so die Kernelemente für den Erfolg rausarbeiten können und die sowieso schon guten Fernstudis noch besser werden und die eher schlechten Studis grundlegend erfahren, worum es geht beim Lernen, um deutlich erfolgreicher zu werden und in den "grünen Bereich" zu kommen. Schön wäre, wenn eine bunte Mischung zusammen kommt.

Die Umfrage habe ich mit Google Text & Tabellen erstellt und ich hoffe, dass sie nicht allzu lang geworden ist.

Ich danke euch. Wir können auch gern hier im Thread drüber diskutieren, was ihr denkt, was eine gute Strategie ist.

Hier der Link zur Umfrage: https://spreadsheets.google.com/viewform?formkey=dEpLU0FmSXpsTHBCZUk1aFM3RV92WWc6MQ
 
René,

ich habe deine Fragen mal beantwortet.

Eine Analyse deiner Umfrage würde mit Sicherheit auf großes Interesse hier stoßen.
 
Ja, ich bin auch schon gespannt. 😉 Habe bisher vor allem die Bücher von Cal Newport (hauptsächlich: How to Become a Straight-A-Student) zu dem Thema gelesen, welche aber deutliche Schwachstellen bei schriftlichem Material aufzeigen. Dort wird jedenfalls mit vielen Lernmythen aufgeräumt und der Autor weiß, wovon er redet. Mittlerweile hat er seit Erscheinen des Buches seinen Doktortitel in der Tasche und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am MIT. Wer Interesse hat - sein Blog: Study Hacks
 
Kurzer Zwischenstand: Bis jetzt haben 10 Leute teilgenommen. Die Ergebnisse sehen auf jeden Fall schon mal interessant aus. Auch wenn ich bisher noch keine klare Korrelation ausgemacht habe, so sind doch einige Tendenzen erkennbar. So ist auf jeden Fall schon eine Strukturschwäche in der Lerntechnik erkennbar, bei denen die eher unterdurchschnittliche Ergebnisse haben. Außerdem scheint der Lernaufwand nichts darüber auszusagen, wie erfolgreich man ist. Genau das war auch meine Hypothese. 🙂

Wir dürfen gespannt sein. Ich denke, dass ich zum Wochenende die Umfrage schließen und dann bis Montag komplett auswerten werde. Vielleicht machen bis dahin noch deutlich mehr Leute mit, sodass auch statistisch signifikante Resultate rauskommen und nicht nur Tendenzen.
 
rene, bei deiner aussage zu den "eher unterdurchschnittlichen ergebnissen" solltest du auch berücksichtigen, wie in dem speziellen studiengang grundsätzlich der notendurchschnitt ist. ich kann jetzt mal nur von rewi sprechen - die durchfallquote ist sehr hoch und die, die bestehen, tun das meist mit noten, die in anderen studiengängen möglicherweise als "eher unterdurchschnittlich" angesehen werden. ist bei rewi aber völlig normal. das solltest du nicht außer acht lassen.
heisst: wenn ich angeben würde, ich lerne 15 stunden die woche und meine durchschnittsnote ist ein dreier, und jemand anders aus anderem studiengang lernt 7 stunden die woche und hat im durchschnitt nen zweier muss das nicht unbedingt heissen, dass ich weniger effektiv lerne. am meistens inn würde deshalb eine auswertung wohl getrennt nach studiengängen machen?
 
juli,

danke für deinen Kommentar. Die Befragung getrennt zu machen ist gar nicht nötig. Das Statistikprogramm sagt mir, dass die Noten je nach Fach unterschiedlich ausfallen. Der Schnitt bei Recht ist übrigens am schlechtesten. Ich kann gern bei der Veröffentlichung der Ergebnisse diese Werte dazu packen. In der Analyse werde ich das berücksichtigen. Also, guter Vorschlag!
 
nochmals,

ich werde die Umfrage doch schon früher auswerten, da die Teilnahme an der Umfrage deutlich verebbt ist. Insgesamt gab es 21 Teilnehmer, von denen ich 3 Stück gestrichen bzw. für ungültig erklärt habe. Diese haben den Fragebogen unvollständig ausgefüllt oder sehr zweifelhafte Angaben hinterlassen.

Die zentrale Fragestellung war für mich, von welchen Faktoren gute Noten abhängen und ob man dafür unbedingt viel arbeiten muss. Das Ergebnis war teils überraschend, teils absolut vorhersehbar. Zunächst habe ich die metrischen Variablen verglichen.

Den stärksten Zusammenhang habe ich zwischen Note und Lesedurchgängen ausgemacht (r:-0,513). Das heißt, je häufiger der Studienbrief durchgelesen wird, desto besser die Note. Offenbar reicht es eindeutig nicht, wenn man das Teil 1x durchliest und denkt, alles verstanden zu haben. Viele Teilnehmer mit überdurchschnittlichen Noten in ihren Fächern, haben den Stoff meist 2x durchgelesen.

Ein weiterer Zusammenhang war zwischen "Aufwand in Stunden pro ECTS-Einheit" und der Note auszumachen, allerdings nicht mehr so stark ausgeprägt und nicht mehr signifikant (r:-0,283). Es zahlt sich demnach schon aus, wenn man mehr Zeit mit dem Stoff verbringt. Das war zu erwarten, wobei gesagt werden muss, dass der durchschnittliche Aufwand pro ECTS gerade mal bei 0,54 Stunden in der Woche liegt. Ein Vollzeitstudent lernt demnach gerade mal 16,2 Stunden in der Woche. Vollzeit heißt theoretisch allerdings mind. 35 Stunden. Ich denke, dass sich dadurch die Korrelation zwischen Aufwand und Note besonders stark bemerkbar macht und der Aufwand ab einem gewissen Punkt keinen großen, zusätzlichen Nutzen bringt.

Wer sicht fragt, in welchem Fach am meisten gelernt wird, für den habe ich die Antwort: Durchschnittlich brauchten die Wirtschaftswissenschaftler 0,77 Stunden pro ECTS, während die Juristen 0,51 Stunden/ECTS mit ihrem Material verbrachten und die Informatiker mit 0,31 Stunden pro ECTS die "faulsten" sind. 😉
Die Juristen haben es allerdings besonders schwer. Ihre Durchschnittsnote war insgesamt die schlechteste: 2,88. Die Informatiker liegen davor mit 2,22 und an der Spitze setzen sich die Wirtschaftswissenschaftler mit 2,13 durch. Aufgrund des verschiedenen Arbeitseinsatzes muss man davon ausgehen, dass die Informatiker am besten davon kommen, immerhin arbeiten die Wirtschaftswissenschaftler mehr als doppelt so viel pro belegter ECTS.

Einen weiteren interessanten Zusammenhang habe ich zwischen Note und Studienfortschritt gemessen. Je weiter fortgeschritten ein Fernstudent im Studium ist, desto bessere Noten hat er. Die Korrelation ist allerdings eher gering (r:-0,240), wenngleich es noch deutlich niedrigere Werte gibt. So existiert quasi kein Zusammenhang zwischen Note und der Häufigkeit mit der Notizen erstellt werden (r:-0,011). Ein ganz minimaler Zusammenhang besteht zwischen der Anzahl der belegten ECTS und der Note. Je mehr belegt wird, desto schlechter die Note (r:0,159). Das sollte aber denke ich klar sein.

Ich komme zu einigen interessanten Mittelwerten, um die nominalen Merkmale (also die Ankreuzfragen) auszuwerten. So ist es für die Note so gut wie unerheblich, ob man einen Text vor dem Lesen überfliegt (Ja, ich überfliege: Note 2,46 / Nein, ich überfliege nichts: Note 2,36). Noch unerheblicher wurde es beim Thema Markieren während des Lesens (Ja, ich markiere beim Lesen: Note 2,41 / Nein, ich markiere nichts beim Lesen: Note 2,40). Ob man Karteikarten erstellt oder nicht, hat ebenfalls keine gravierenden Auswirkungen auf die Note (Ja: 2,42 / Nein: 2,40).

Interessanter wurde es bei der Art, wie Notizen erstellt werden. So ist hier eine interessante Beobachtung zu machen. Die, die ihre Notizen entweder nur mit dem Computer oder nur mit der Hand erstellen, haben im Durchschnitt eine Note von 2,18 (Computer) oder 2,24 (Hand). Die, die beide Techniken nutzen landen gerade mal bei 2,88. Ich schließe daraus einfach mal, dass man seine Notizen an einem Ort beisammen haben sollte und nicht verstreut auf allen möglichen Medien.

Wann die Notizen erstellt wurden, z.B. ob während dem Lesen oder erst nach dem Lesen entschied auch deutlicher über die Note. So ist es empfehlenswert sich zunächst auf den Text zu konzentrieren und erst nach dem Lesen Notizen zu erstellen. Welche diese Taktik verfolgten, haben es im Schnitt auf die Note 2,09 gebracht, während die, die während dem Lesen Notizen erstellen eine Note von 2,57 nach Hause tragen.

Absolut empfehlenswert für die eigenen Note ist es, die Übungen durchzugehen, die mitgeliefert werden. So hat jemand, der die Übungen bearbeitet eine Durchschnittsnote von 2,33 und der ohne Übungen eine Note von 2,68.

Alle Teilnehmer haben alte Klausuraufgaben gelöst, sodass es hier keine klare Empfehlung gibt.

Fast niemand stellt sich selbst Fragen vor der Klausur zum Thema, sodass hier keine klare Aussage möglich ist, ob das nun eher gut oder schlecht ist. Die Werte streuen hier zu viel.

Einen anderen verrückten Zusammenhang gab es bei der Frage der Klausurvorbereitung. Wer sich lediglich alte Klausuren anschaut, kommt nicht gut davon und erntet mit 2,74 eine eher schlechte Note. Diejenigen die darauf verzichten, ernten eine 1,88. Daher mein Tipp: Nicht von alten Klausuren auf neue Klausuren schließen und selbst aktiv werden, indem ihr z.B. Übungsaufgaben löst (Klausuraufgaben lösen ist aber auch okay, um z.B. eigene Schwachstellen aufzudecken).

Wer den Stoff nur vor der Klausur wiederholt, bekommt eine 2,30. Alle anderen, die ihn häufiger während des Semesters wiederholen eine 2,54.

Ich hoffe, dass der ein oder andere Teilnehmer nun einen kleinen Einblick davon bekommen hat, was effektiv ist und was nicht. Ganz klare Empfehlungen gibt es nicht, ausschließlich Tendenzen. Letztendlich gibt es also keinen heiligen Gral, sondern vielmehr nur Tendenzen, die die eigene Note ein wenig zum Besseren verschieben können.

Viele Kommentare haben im Zusammenhang mit den Noten allerdings ein Bild gezeichnet, dass in der Statistik nicht erfasst wurde. Die mit den eher schlechten Noten, haben in der Regel mit Motivation und Struktur in ihrer Arbeitsweise zu kämpfen, während die Leute mit eher guten Noten meist ein klares System verfolgen. Daher mein abschließender Tipp: Nehmt die Ergebnisse und bastelt euch damit selbst ein Lernsystem zusammen. Letztendlich muss dann doch jeder selbst den für ihn passenden Lernstil finden. Da es keine klaren Empfehlungen gibt, ist das die einzige Möglichkeit, hieraus Gewinn zu ziehen.
 
Den stärksten Zusammenhang habe ich zwischen Note und Lesedurchgängen ausgemacht (r:-0,513).

Inwieweit unterscheidet sich die Korrelation bei den Studiengängen? Meine Behauptung ist, dass ein Informatiker/ Wirtschaftsinformatiker ganz unabhängig, ob er sein Skript (zum Beispiel zu 01142) 1 oder 10 mal durchliest, durch die Prüfung fällt. Ohne Übung geht da einfach nix!

Einen anderen verrückten Zusammenhang gab es bei der Frage der Klausurvorbereitung. Wer sich lediglich alte Klausuren anschaut, kommt nicht gut davon und erntet mit 2,74 eine eher schlechte Note. Diejenigen die darauf verzichten, ernten eine 1,88. Daher mein Tipp: Nicht von alten Klausuren auf neue Klausuren schließen und selbst aktiv werden, indem ihr z.B. Übungsaufgaben löst (Klausuraufgaben lösen ist aber auch okay, um z.B. eigene Schwachstellen aufzudecken).

Na hier sehe ich einen anderen Grund. Wer nur mit alten Klausuren lernt will meiner Meinung nach einfach nur mit minimalem Aufwand bestehen, deshalb auch die schlechten Noten. Wer besser sein will übt auch mehr und nicht nur mit Klausuren, vermutlich aber auch nicht nur mit Übungsaufgaben.

Daher mein abschließender Tipp: Nehmt die Ergebnisse und bastelt euch damit selbst ein Lernsystem zusammen. Letztendlich muss dann doch jeder selbst den für ihn passenden Lernstil finden.

Ich glaube das ist einfacher gesagt als getan. Einige finden nun mal nicht "ihren" Lernstil, möglicherweise auch weil ein Fernstudium für sie nicht der optimale Weg ist, sie aber keine andere Möglichkeit haben für ein Studium.

Ich kann auf die Umfrage nicht zugreifen. Wurde auch gefragt welches nominale Abschlussziel die Studenten haben? Vermutlich könnte man sehr viel daraus schlussfolgern wenn man unterscheidet, ob ein Student einfach nur einen Abschluss erlangen will ("4 gewinnt") oder ob er plant mit Bestnote abzuschließen.

Deine Analyse finde ich interessant. Mir fehlt allerdings eine Unterscheidung nach Studiengängen. Es gibt doch erhebliche Unterschiede in der Lernmethodik bei den verschiedenen Studiengängen. Was bei einem Wiwi klappt muss bei einem Informatiker nicht auch funktionieren und umgekehrt, einfach weil man den Stoff unterschiedlich erfassen muss.
 
Danke für die Antworten, die weitere tolle Fragen aufwerfen.

Zunächst die Antwort zu den Korrelationen von Lesedurchgängen zur Note. Ich habe nach Fach sortiert und einzeln ausgewertet. Heraus gekommen ist folgendes interessantes Ergebnis:

Info/Winfo
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Korrelation Lesedurchgänge/Note: r = ,-761 (hohe Korrelation)
Signifikanz (2-seitig): p = ,135 (halbwegs signifikant)

Recht
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Korrelation Lesedurchgänge/Note: r = -,684 (gute Korrelation)
Signifikanz (2-seitig): p = ,134 (halbwegs signifikant)

Wiwi
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Korrelation Lesedurchgänge/Note: r = ,101 (geringe / keine Korrelation)
Signifikanz (2-seitig): p = ,829 (hohe Unsicherheit)

Man sieht also, dass gerade bei den Informatikern und den Juristen ein Lesedurchgang für die Katz ist. Ich erkläre mir das so, dass der Stoff ziemlich komplex ist, sodass man mit einmal Lesen dort nicht gut durchkommt. Bei den Wiwis geht es sogar fast in die Richtung, dass mehr Durchgänge eher schädlich sind, wobei man hier die geringe Korrelation und die sehr hohe Unsicherheit betrachten muss, sodass diese Aussage nicht klar geprüft werden kann.

Es gab durchaus Leute, die in ihre Kommentare geschrieben haben, dass sie nur bestehen wollen und keine ultratolle Note anstreben. Die haben dann auch etwas schlechtere Ergebnisse. Sicherlich könnte man hier noch detaillierter prüfen, indem man ihr Ziel mit einbezieht, aber wenn jemand sowieso nur gerade so bestehen will, wird er in der Regel auch andere Dinge machen, als jemand, der Top-Noten will und somit ergeben sich schon ein paar Muster, auch wenn sie nicht immer ganz eindeutig sind.

@Jochen: Ja, 21 Teilnehmer ist nicht viel. Trotzdem sind viele Erkenntnisse signifikant oder zumindest einigermaßen signifikant, d.h. die Irrtumswahrscheinlichkeit ist nicht sonderlich hoch (alles was <20% ist sehe ich aufgrund der geringen Teilnehmerzahl einfach mal als gute Tendenz an). :rolleyes
 
Also entschuldige, aber Deine Schlussfolgerungen halte ich für ziemlichen Käse.

Zunächst mal: sollte eine positive Korrelation (mehr Lesedurchgänge --> bessere Note) nicht ein positives r aufweisen? Tatsächlich ist dein r da negativ ()wie auch alle anderen r in die "falsche" Richtung zeigen).

Ich vermute, bei dem angegebenen p-Wert testet Du auf die H0: es gibt keine Korrelation. Bei einem p-Wert von 83% für die H0 bei den Wiwis kann man wohl davon ausgehen, dass es keine Korrelation gibt 😉 Dann kannst Du aber nicht schließen, dass mehr Lesedurchgänge schädlich sind. Im Gegenteil: die 5mal-Lesen-Methode von Benedikt hat sich durchaus bewährt: #?t=2732&page=7#post85266

Ob ein p-Wert von 13% noch "halbwegs signifikant" ist, darüber können wir jetzt stundenlang philosophieren. Ich wäre da eher vorsichtig, aber da Du die Signifikanzgrenze mal großzügig auf 0,8 gesetzt hast, bist Du zumindest methodisch korrekt (wenn man Prof. Singers neuem Statistikkurs glauben darf) 😉

Was lehrt uns das? Leider gibt es keine pauschalen Aussagen über die "richtige" Lerntechnik. Die muss jeder für sich selbst rausmendeln (ich bin ja mit meinem Erststudium schon durch, aber das Buch von Cal Newport habe ich mir mal bestellt. Vielleicht lerne ich ja noch was für mein Spaßstudium.)

Ein wichtiger Faktor, auf den Fratz hinweist, ist, welches Ziel man mit dem Studium verfolgt. Einfach nur unfallfrei durch oder wirklich was lernen, ernstes Studium oder Freizeitbeschäftigung. Danach richtet sich natürlich auch die Lernstrategie.

Ob man sich da auf Hinweise aus einer solchen Umfrage stützen sollte – naja, ich hätte da noch ein paar statistisch total toll abgesicherte Anlagetipps... :fiesgrins
 
Rene,

ueber Aufbau und Ergebnisse der Umfrage kann man sicher diskutieren. Ich bin trotzdem fuer jede Anregung in puncto effizientes Lernen dankbar, weil ich selbst momentan grad mal wieder einen totalen Durchhaenger habe - hab einfach das Gefuehl, dass ich viel fuer's Studium tue, aber vergleichsweise wenig dabei rumkommt. Aufwand/Lerneinsatz und Resultate stehen bei mir in keinem guten Verhaeltnis. Ich gehoere nicht zu den 4-gewinnt-Kandidaten und moechte einfach mehr vom Lernstoff mitnehmen. Also immer her mit den guten Tipps. Mehrfachdurchgaenge beim Lesen kann ich mir fuer mich auch gut vorstellen und probiere ich dieses Semester auch zum ersten Mal aus.

Ich kann zu Deinem Thread hier nicht viel beitragen, verfolge ihn aber interessiert mit. Danke dafuer.

Ciao, Caro
 
@krid: Die negative Korrelation ist doch klar, da der Notenwert sinkt, je besser er wird. Wenn man also mehr liest, steigt x (Lesedurchgänge). Sinkt, also wird die Note besser, sinkt y. Wenn x steigt, sinkt y, d.h. negative Korrelation gegeben und daher gilt: Mehr Lesedurchgänge -> bessere Note.

Zweiter Punkt: Richtig. Bei den Wiwis gibt es keine Korrelation bzw. korrekt ausgedrückt, sind die Ergebnisse dort zu 83% eher dem Zufall geschuldet und unterliegen nur zu 17% einem tatsächlichen Zusammenhang. Ganz davon abgesehen, dass die Korrelation sowieso nur bei 0,1 rumdümpelt. Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt, dass mehrere Durchgänge bei den Wiwis schädlich sind. Ich wollte damit nur die umgekehrte Richtung in der Korrelation erwähnen. Vielmehr muss es natürlich korrekt heißen: Ob jetzt mehrere Durchgänge den Wiwis etwas bringen oder nicht, ist ziemlich zufällig verteilt und Lesedurchgänge und Note stehen in keinem klaren Zusammenhang.

Bezüglich Signifikanz: 13% würde normalerweise als "nicht signifikant" bezeichnet. Da die Umfragemasse aber eher klein war, liegt für mich ein grundsätzliches Problem vor. Wie soll man also trotzdem halbwegs gescheite Ergebnisse deuten, wenn nur ganz wenig Zusammenhänge wirklich signifikant sind. Für mich reicht deshalb schon eine Wahrscheinlichkeit von 87%, dass da was dran ist. 😉 Bei einer großen Stichprobe mit schärferen Fragestellungen würde ich die Grenze auch eher eng setzen. Man muss bedenken, dass hier viel Subjektivität im Spiel ist. Aber du hast Recht, sicherlich eine philosophische Frage oder vielleicht auch subjektive Frage, wie viel Signifikanz man benötigt. Bei p = 0,3 würde sogar ich aussteigen. 😉

Ich habe mir übrigens mal genauer angeguckt, WARUM mehrere Lesedurchgänge eigentlich zu der besseren Note führen (hier übrigens eine Korrelation von r = -,513 und einem p-Wert von ,015 (1-seitig, unter dem logischen Verständnis, dass mehrere Durchgänge der Note gut tun)). Das spricht doch für sich. 😉

Korrelationen gibt es mit dem Überfliegen des Textes oder auch mit der Tatsache, wenn Notizen nicht während des Lesens sondern danach erstellt werden. Also meiner Meinung nach eine natürlich Ursache der Techniken, aus denen dann die mehreren Vorgänge folgen. Da das reine Überfliegen keinen Zusammenhang zur Note (r:,076 / p:,763) hat, wohl aber das Stellen von Fragen vor dem Lesen (r:,254 / p:,162), geht es gar nicht um das reine Überfliegen, sondern es muss zwangsläufig um andere Dinge gehen, wie z.B. das Formulieren von Fragen vor dem Lesen (auch wenn die Signifikanz hier wieder in einigen Augen zu schlaff ist 😉 ).

Wenn wir also SQ3R als beliebte Strategie nehmen, dann folgere ich damit, dass bei S und Q gar nicht so sehr das Überfliegen entscheidend ist, sondern das Fragenformulieren vor dem eigentlichen Lesen in Verbindung mit dem Überfliegen.

Das rote Buch von Cal ist wirklich gut. Sein Blog ist auch zu empfehlen. Dort hat er nicht nur Beiträge zum reinen Lernen, sondern auch zu dem ganzen Drumherum, wie z.B. Produktivität.

Naja, ist alles nicht perfekt. Ich habe eigentlich nur versucht, einigen hier ein paar grobe Tendenzen mitzugeben. Schön wäre es gewesen, wenn alles signifikanter und eindeutiger gewesen wäre und so sind es halt nur Tendenzen und Anregungen, die man für das eigene Lernen einbauen kann.
 
@krid: Die negative Korrelation ist doch klar, da der Notenwert sinkt, je besser er wird. Wenn man also mehr liest, steigt x (Lesedurchgänge). Sinkt, also wird die Note besser, sinkt y. Wenn x steigt, sinkt y, d.h. negative Korrelation gegeben und daher gilt: Mehr Lesedurchgänge -> bessere Note.

Okay, das sehe ich ein. Ich hatte irgendwie Punkte im Hinterkopf und war deswegen auf dem falschen Dampfer.

Bei den Wiwis gibt es keine Korrelation bzw. korrekt ausgedrückt, sind die Ergebnisse dort zu 83% eher dem Zufall geschuldet und unterliegen nur zu 17% einem tatsächlichen Zusammenhang.

Oh, das ist ganz und gar nicht korrekt. Der p-Wert ist eine Interpretation des Signifikanztests für die Korrelation. Wenn Du p=0,83 rausbekommst heißt das folgendes: Wenn die Nullhypothese (r=0) wahr ist, ist es zu 83 Prozent wahrscheinlich, dass Du das Stichprobenergebnis bekommen hast, das Du bekommen hast. p-Wert – Wikipedia


Vielmehr muss es natürlich korrekt heißen: Ob jetzt mehrere Durchgänge den Wiwis etwas bringen oder nicht, ist ziemlich zufällig verteilt und Lesedurchgänge und Note stehen in keinem klaren Zusammenhang.

Das ist richtig.

Noch ein Wort zur Stichprobengröße. 21 ist nicht soo viel, es ist aber auch nicht wenig. Viele Untersuchungen in der Medizin, der Marktforschung oder der Psychologie haben Stichproben von 20 bis 30 Leuten. Und trotzdem kommen da durchaus stabile Ergebnisse raus. Bei so kleinen Stichproben könnte man eventuell eine Korrelation über den Exakten Test von Fisher prüfen. Ich weiß nicht, ob Deine Software das kann. Exakter Test nach Fisher – Wikipedia

Nur weiter runterbrechen würde ich es nicht. Die Aussagen für die einzelnen Fachbereiche sind schon gewagt.
 
Okay ich gebe zu, dass meine Statistikkenntnisse schon leicht eingerostet sind. 😉 Die letzte Vorlesung darüber liegt 2-3 Jahre zurück.

Wir könnten aber mal zusammen einen Fragebogen designen, wenngleich ich vermute, dass dort kein Interesse vorliegt!? Gut wäre es sicherlich, einige Dinge zu vertiefen und speziellere Hypothesen zu testen. Allerdings möchte ich auch die tapferen Teilnehmer der ersten Umfrage nicht überstrapazieren.

Viele Grüße
 
Doch, da können wir gerne mal drüber reden – aber nicht jetzt, da hab ich nämlich echt viel zu tun. Vielleicht nach den Wiwi-Klausuren in diesem Semester? Ich könnte mir vorstellen, dass man so eine Umfrage auch von der Startseite aus verlinkt, um die Teilnehmerzahl zu erhöhen.
 
Die Umfrage sollte überarbeitet und dann irgendwann noch einmal gemacht werden, aber nicht unter der Überschrift "Lerntechniken".

Grundsätzlich bin ich für die (anonyme) Veröffentlichung von erhobenen Daten, damit man selber nachvollziehen kann, ob die Schlussfolgerungen korrekt sind.
 
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