Sehr geehrter Herr Ewert,
ich kann mich weitestgehend meinen Vorrednern anschließen.
Tatsächlich ist der Lehrstuhl Bitz eine der glorreichen Ausnahmen in der FU-Landschaft. In einem anderen thread hatte ich es bereits bemerkt, daß ich es wirklich toll finde, wie dort in der NG die Studenten betreut werden, Klausuren samt Lösungen als Übungsmöglichkeiten erhältlich sind, die Klausuren sehr variantenreich, nicht ständig nach gleichem Schema, gestellt werden und somit das beherrschen des Lehrstoffes auch wirklich voraussetzen. Das erhöht auf der einen Seite das Niveau und den Anspruch (was nicht jedem Studenten gefällt 😀 ), ist aber das, was ich an einer Uni erwarte.
Mit Fug und Recht kann ich behaupten, daß ich in BWL II und Inv/Fin mehr gelernt habe als in den anderen Fächern.
Für die meisten Lehrstühle hat die Newsgroup aber scheinbar nur eine Alibifunktion: Man tut so, als würde man für die Studenten ein Lernumfeld einrichten und läßt sie dann allein, meist gänzlich ohne Betreuung. Die Folge: Studenten klären weitestgehend Fragen unter sich, die sie nicht wirklich lösen können. Eine Frage, 8 Vermutungen. Blinde unterhalten sich darüber, welche Farbe eine Blume hat, ohne daß ein Sehender des Lehrstuhls aber auch nur einen Hinweis gibt. Selbst direkte Mails an betreffende Lehrstühle bleiben - oftmals trotz Aufforderung im Kursmaterial (Lippenbekenntnisse) 😡 - meist unbeantwortet.
Zum Format der NG: Diese selbstordnende Struktur hat seine Reize, allerdings wäre sie übersichtlicher, wenn man sie strukturieren würde, wie z.B. auch das Kursmaterial strukturiert wird oder es in Teilen auch im Studienservice anzutreffen ist. Dieses "Alles in einem Topf- Prinzip" hat eine eher abschreckende Wirkung. Sie gibt der NG eine derart unterkühlte Note, daß persönliche Beziehungen, wie sie hier im Forum entstanden sind (nur als ein Beispiel: Frühlingsfest 2006/ Sommerfest 2005), geradezu abgewürgt werden. Davon lebt aber eine Studiengemeinschaft, auch die einer FU. Derartige qualitative Merkmale fließen allerdings in die Konzeptionen von Lernstrukturen der FU nicht ein, das findet höchstens in einigen theoretischen Abhandlungen einiger Professoren dieser Uni eingang.
Meine These, daß die meisten Lehrstühle ein gepflegtes Desinteresse an der Studentenbetreuung hat, wird durch ein mangelndes Angebot an Mentorenveranstaltungen (vielleicht häufiger auch mal über ein WE, damit ich nicht wegen 3 Stunden nach NRW fahren muß 🙄 ?) gerade im Hauptstudium, wo es am nötigsten wäre, nur unterstrichen.
Universitäten haben einen Forschungs- und Lehrauftrag.
Im Gutachten der CHE schnitt die FU Hagen ja recht gut ab - in der Forschung!
Und hier ist die Crux des FU-Systems und der Punkt, an dem man ansetzen muß: Unweigerlich habe ich beim Vergleich von Professorentätigkeiten an der FU mit dem an Präsenzuniversitäten das Gefühl, daß das Gros der FU-Professoren geradezu dankbar für die Berufung in Hagen ist, weil man sich da nicht ständig mit den Studenten herumärgern muß. Nicht einmal dem ohnehin schon geringen Lehraufwand in Hagen scheint man durch intensivere Betreuung in Mentorenveranstaltungen und in der NG gerecht werden zu wollen. Das ist ziemlich traurig und besonders deprimierend für all diejenigen, die die Mühen und auch den finanziellen Aufwand eines Fernstudiums auf sich nehmen.
Und die FU wundert sich, weshalb die Studenten weglaufen.
Um es nochmals zu betonen: Gerade den Lehrstuhl Bitz nehme ich da aus ( und habe das auch vorher getan) und es ist geradewegs symptomatisch, daß ausgerechnet sie, Herr Ewert vom Lehrstuhl Bitz, der einzige sind, der sich mit der Frage nach Verbesserungen an den Studienservice wendet.
Nach 7 Semestern FU hätte mich es auch gewundert, wenn ein anderer Lehrstuhl mit dieser Frage gekommen wäre.
An ihrem Lehrstuhl sollten sich viele ander ein gutes Beispiel nehmen 🙂 .