• Guten Start ins Wintersemester 2024/2025

Von der GmbH zur Heuschrecken-AG?

Unser Sponsor SAP 4 Students
Unser Sponsor
Von der GmbH zur Heuschrecken-AG?

Hallo,
vor kurzem hat unser Chef angekündigt, unser zur Zeit sehr erfolgreiches Unternehmen von einer GmbH in eine AG umzuwandeln. Das alleine deutet ja schon an, dass in Zukunft noch weniger auf Qualität und mehr auf Quantität geschaut wird. Aber das ist noch nicht genug. Man hat einen sehr großen Finanzdienstleister mit ins Boot genommen, dessen deutscher Filialchef ein ziemlich bekannter Manager ist. Ich will nicht zuviel veraten, aber dieser Manager steht zur Zeit erneut vor Gericht, weil er sich zuvor kurz vor einer Insolvenz selbst und dem restlichen Vorstand einige satte Millionen als Abfindung ausbezahlt hat.
Ich perspönlich bin mit dieser Entscheidung unseres Chefs überhaupt nicht zu frieden und würde ihn am liebsten fragen, ob er noch bei Trost ist, mit so einer Heuschrecke ein Geschäft einzugehen.
Wie würdet Ihr das beurteilen?

Da sich unsere Geschäftsform ändert werden wir neue Verträge bekommen und müssen somit dieser Änderung zustimmen. Hätte ich überhaupt die Chance in dieser Form zu widersprechen, oder würde ich dann einfach gefeuert?

Welche Optionen gibt es hier für einfache Angestellte?

Habt Ihr Argumente, die meine Bedenken abschwächen?

Danke für Eure Hilfe.

Fonzy
 
Ich bin kein Jurist, denke aber, dass die Aufregung nur zum Teil nötig ist. Zunächst braucht ihr natürlich keine neuen Verträge. Die alten gelten weiterhin und niemand kann Euch zwingen, neue abzuschließen (wäre ja noch schöner, wenn ein Unternhmen durch die Änderung der Rechtsform seine Verpflichtungen los wäre). Gibt es bei Euch keinen Betriebsrat? Der wäre hier gefragt, ansonsten könnten die Gewerkschaftsmitglieder auch ihre Gewerkschaft in Anspruch nehmen. Übrigens hat die Frage ob GmbH oder AG natürlich keinen direkten Einfluß auf Unternehmenskultur, Unternehmensziele etc. Inwieweit sie das Unternehmen auf Gewinn trimmen, liegt bei den Eigentümern, egal ob GmbH oder AG. Ein Finanzinvestor möchte natürlich Knete sehen, aber das ist bei der GmbH nicht anders, und auch an der kann sich ein finanzinvestor beteiligen. Auch steht die Unternehmensleitung vor Entscheidungen wie z. B. Quantität oder Qualität oder vielleicht sogar beides, egal welche Rechtsform. Dass AGs per se geringer Qualität produzieren ist, Verzeihung, Unsinn.
Mein Tip wäre also: Keine Panik und kompetenten Rat suchen
Stefan
 
also soweas Betriebsrat oder Gewerkschaft sind für uns fremdworte. Wir habe erst vor kurzem eine Größe erreicht, dass wir auch gesetzlich ein Recht auf einen Betriebsrat hätten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das in der heutigen wirtschaftlich angespannten Situation jemand riskieren möchte gefeuert zu werden, weil er eine solche Institution in unserem Unternehmen fordert.
Wir arbeiten alle schon ziemlich am Limit und erhalten alle relativ wenige wenn sogar gar keine Vergünstigungen. Überstunden werden nicht ausbezahlt und höchstens aus Kulanz durch Freizeit belohnt. Weihnachtsgeld und andere Dinge gibt es ebenso wenig. Wenn unser Unternehmen jetzt als AG tatsächlich an die Börse geht erwarte ich noch viel größere Anforderungen an uns, weil ja täglich der Aktienkurs verbessert werden muss. Unter den gegebnen Umständen kann ich mir nicht vorstellen, dass wir mehr Zeit für Qualität haben werden. Eher weniger, was zu Qualitätseinbusen führen wird.

Und dann darf nicht dieser Manager vergessen werden. Ich befürchte einfach, dass er uns ausquetschen wird, wie eine Zitrone. Ich möchte nicht für so einen Kerl arbeiten. Ich Frage mich, ob ich meine Bedenken bekannt machen soll oder nicht.

Zumindest scheint in den meisten Abteilungen gar kein Problembewustsein für diese Veränderungen zu bestehen.

Wie siehst Du das? Was kann man tun? Was sollte man tun?
 
Wenn für Euer Unternehmen eine Gewerkschaft ein Fremdwort ist, dann solltest du dich einmal schlau machen welche Gewerkschaft für euch zuständig ist und dir wie Stefan schon richtig sagte dort qualitativ hochwertigen Rat einholen.
Vielleicht solltest du so ganz nebenbei einmal darüber nachdenken, dich neu zu orientieren, dh. neu zu bewerben denn wenn ich mir das alles so anhöre ist das Klima und die Lust in dieser Firma tätig zu sein eh dahin.

Denk daran, nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird!

Tyff
 
Wenn ich mir Deine Schilderung so anhöre, dann kann es ja nicht viel schlechter werden. Jedenfalls hast Du soeben den Beweis angeführt, dass auch bei der GmbH nicht immer alles toll ist, was ja auch logisch ist. Dass die Aktionäre natürlich Ergebnisse sehen wollen, ist schon richtig, aber das wollten die Anteilseigner der GmbH auch. Oder haben die aus Nächstenliebe investiert? Die Sache mit der Qualität leuchtet mir nicht ein. Die Leitung der AG kann auch versuchen, mit Qualität am Markt zu bestehen und entsprechend die Leute zu behandeln. Sie kann natürlich auch den kurzfristigen Reibach machen und dann abhauen, aber das geht bei der GmbH genauso.
Beispiel für Qualität und AG: Daimler-Benz ist seit wahrscheinlich 100 Jahren eine AG. Selbst wenn es stimmt, dass sie heute nur noch Schrott bauen und die Kisten früher 500000 Km ohne Muckser gelaufen sind (was ich nicht glaube, früher war alles besser ist nie glaubwürdig), so war die Qualität von früher auch in einer AG. Und auch die Finanzinvestoren sind nicht immer nur Heuschrecken (die es wohl auch gibt) ...
Mein Rat ist: Lass Dich nicht verrückt machen und suche kompetenten Rat. Überlege Dir, ob Du bei der Firma bleiben willst, so, wie sie ist. Wenn man Euch wirklich Schwachsinn erzählt wie, Ihr müßt neue Verträge unterzeichnen, weil die Rechtsform wechselt, wäre anwaltliche Beratung eine Überlegung, auch wenn es was kostet.
Stefan
 
Dr Franke Ghostwriter
shk3 schrieb:
Ich bin kein Jurist, denke aber, dass die Aufregung nur zum Teil nötig ist. Zunächst braucht ihr natürlich keine neuen Verträge. Die alten gelten weiterhin und niemand kann Euch zwingen, neue abzuschließen (wäre ja noch schöner, wenn ein Unternhmen durch die Änderung der Rechtsform seine Verpflichtungen los wäre).

Genau so sehe ich das auch. Ansonsten solltest du dir überlegen, jung genug bist du ja und als angehender Uniabsolvent auch sehr gut ausgebildet, dir einen neuen Arbeitgeber zu suchen.
 
Oben