Natürlich kann jeder auch ohne Rechtsstudium als Syndikus tätig sein. Aber eine Firma wird eher einen Volljuristen nehmen als einen LLM. Oder aber man wird zwar genommen aber zu einem niedrigen Gehalt.
Hallo Saart,
Naja, zum einen ist es doch nun hoffentlich geklärt, dass ein Nicht-Rechtsanwalt kein Syndikus ist, es sei denn die Begrifflichkeit "Syndikus" ist Dir egal, dann sind Beiträge in diesem Thread/Thema allerdings überflüssig, denn hier geht es um Begrifflichkeit. Auch für einen Juristen ist die richtige Begriffsanwendung essentiell (oder nicht?).
Zum anderen erkenne ich in Äusserungen wie Deiner:
"Aber eine Firma wird eher einen Volljuristen nehmen als einen LLM. Oder aber man wird zwar genommen aber zu einem niedrigen Gehalt."
etwas, was mir in diesem Forum immer wieder auffällt, nämlich die absolute Überschätzung bzw. Fehleinschätzung von Studierenden bzgl. der Wichtigkeit formaler Kriterien für privatwirtschaftliche Arbeitgeber.
Die Personalleute in der Privatwirtschaft sind keine "Korintenkakker" oder "Erbsenzähler", die kennen Ihr Geschäft und das heisst die richtigen Leute für Ihren Arbeitgeber zu rekrutieren. Und die Richtigkeit fokussiert sich nicht auf das letzte epsilon einer formalen Qualifikation, Volljurist / kein Volljurist, dass ist in deren Augen eine Nuance (die nur Wichtigkeit erlangt, wenn ein Rechtsanwalt gesucht wird).
Die Bewertung "Wie gross ist der Mehrwert eines Volljuristen für mein Unternehmen im Vergleich zu einem Nicht-Volljuristen" ist ausserdem gar nicht so einfach, denn Referendariat und 2. Staatsexamen sind schon sehr speziell und dann noch auf den Staatsdienst ausgerichtet.
Da ist es dann schon wichtiger "praxisnähere Besonderheiten" vorweisen und in einem Bewerbungsgespräch auch "an den Mann oder die Frau" bringen zu können, also Qualifikationen die der Arbeitgeber sucht oder zumindest schätzt weil er die "Verwendungsfähigkeit" im Unternehmen erhöht (oder begrenzt falls sie nicht vorhanden sind). Beispielsweise wirtschaftwissenschaftliche Kenntnisse oder Fremdsprachen oder sich im Steuerrecht von Brasilien auskennen oder in ausländische Rechtssysteme hineingeschnuppert zu haben oder sich im Handelsrecht von Süd-Korea auszukennen oder Handwerkszeug besitzen zu Mediation, Führen von Verhandlungen, Schlichtung oder oder ... Solche Dinge machen den Unterschied! Volljurist / kein Volljurist, zu kleinkariert und zu unspezifisch (Ausnahme: ein Rechtsanwalt ist gesucht).
Daneben sind natürlich Nicht-fachliche Qualifikationen wichtig und möglicherweise ausschlaggebend für die Auswahl oder Ablehnung, wie Kommunikationsfähigkeit ("sich gut verkaufen können"), "ein stimmiges Gesamtpaket anbieten", Teamfähigkeit (stellt sich erst in der Probezeit heraus).
Zum Thema Gehalt: das ist keine Frage der formalen Qualifikation, sondern der Position/Funktion, für die das Unternehmen einen neuen Mitarbeiter sucht. Am Tag nach der Einstellung ist die formale Qualifikation (also Dein Abschluss) vollends Geschichte (bis zur nächsten Bewerbung), dann zählt nur noch das was Du tust und wie Du es tust und die Quittung für Deinen Einsatz bekommst Du dann in der nächsten Gehaltsrunde (bei aussertariflicher Bezahlung).
Liebe Grüsse