• Guten Start ins Wintersemester 2024/2025

Spekulationskasse/Aggregierte Geldnachfrage

Unser Sponsor SAP 4 Students
Unser Sponsor
lieben,
leider drehe ich mich gerade im Kreis. Verstehe die Übungsaufgabe 10-3 nicht. Lösungen stehen zwar im Lösungsteil, aber keinerlei Rechenweg. Ich hab es schon mit mehreren Varianten probiert... leider komm ich nicht drauf... Könnt Ihr mir weiterhelfen?
VG
 
Also, beispiel Aufgabe 7 Klausur 24.03.09:
es stehen 50€ zur verfügung,
nun schau auf den "heutigen" marktzinssatz, z.B. i1=2%,
dann schau, welcher der Wirtschaftssubjekte einen höheren Zinssatz zu erwarten hat, in der Aufgabe: A=3%, B=8%, C=5%, D=6%. also alle haben einen höheren zinswert als die aktuellen 2%, dann ist also L1^s=5*50, also =200

i2=7%, nur B hat einen höheren zu erwartenden zinswert, nämlich 8%,
also ist L2^s=50

das selbe mit i3

ich hoffe, das war verständlich genug
 
Anhand Beispiel 10-3:
Jeder hat 100€ zu Anlagezwecken. Man vergleicht den heutigen Marktzins mit den erwarteten Zinssätzen.

Bei einem heutigen Marktzins von 11% fragt keiner Geld nach, da A, B und C in Zukunft niedrigere Zinssätze erwarten und somit bei Geldanlage zum jetzigen Zeitpunkt (nach eigener Erwartung) einen Verlust in Kauf nehmen würden. Also bei 11% = 0.

Bei einem heutigen Marktzins von 9% fragt nur A Geld nach, da A in Zukunft einen höheren Zinssatz erwartet und somit beim Geld anlegen Gewinn machen würde. Also bei 9% = 100.

Bei einem heutigen Marktzins von 5% fragen A, B und C Geld nach, da sie alle in Zukunft steigende Zinssätze erwarten und somit Gewinn machen würden. Also bei 5% = 300.

Ich hoffe das war einigermaßen verständlich.
 
Dr Franke Ghostwriter
die Ergebnisse sind ja bekannt und die Erklärung von Maya kann man durchaus nehmen, um sich das richtige Ergebnis herzuleiten. Allerdings ist die Erklärung sachlich nicht richtig. Denn die Geldnachfrage aus Spekulationskasse leitet sich eigentlich nicht direkt aus den Zinsen, sondern aus dem Kurswert bzw. dem erwarteten Kurswert ab...ok, dieser steht in einer indirekt proportionalen Beziehung zum erwarteten Zinssatz...daher führt auch die Erklärung von Maya zum richtigen Ergebnis. Aber hier mal genauer:

In dem gegebenen Modell der KE 2 gibt es nur zwei Möglichkeiten, Geld bzw. Vermögen (das aus gespartem Einkommen entsteht) zu verwenden: Man kann es "unter das Kopfkissen" legen und damit für spätere Spekulationen aufbewahren oder aber man kann sich einen Kupon kaufen (und NUR den). Der Ertrag des Kupons setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Dem festen Zinsertrag und dem Kurswertgewinn bzw. dem Kurswertverlust. Der Zinsertrag errechnet sich aus Nominalwert x Nominalzins, also z.b. Nominalwert = 100 und Nominalzins = 1 % ergibt einen Zinsertrag von 1. Da der Zinsertrag aber relativ gering ist, wird er im Beispiel 10-3 komplett vernachlässigt. Daher sind für die Entscheidung, ob der Kupon gekauft wird oder aber Bargeld (Spekulationskasse) gehalten wird, NUR die Kurswertgewinne bzw. Kurswertverluste wichtig. Also kann man sagen: Wenn man Kurswertgewinne erwartet, dann kauft man sich (vor dem Anstieg des Kurswertes) Kupons - man hält also bei ERWARTETEN Kursgewinnen keine Spekulationskasse. Umgekehrt kann man sagen, dass bei ERWARTETEN Kurswertverlusten der Kupon verkauft wird (um die Verluste zu begrenzen) - nach dem Verkauf hat hat man wieder Bargeld in der Kasse - d.h. bei Erwarteten Kursverlusten hält man Spekulationskasse.

Der Kurswert selber berechnet sich aus dem Quotienten aus Zinsertrag (hier 1) und Marktzins (=i). Bei einem angenommenen Marktzins von i = 5 % beträgt der Kurswert demnach: 1 / 0,05 = 20! Das heißt, bei einem aktuellen Marktzinssatz von 5 % muss ich für den Kauf eines Kupons 20 berappen...obwohl der Nominalwert 100 beträgt. Intuitiv erklärbar: Wer will schon einen Kupon kaufen, der einem nur 2 % Nominalzins einbringt, wenn der Marktzins bei 5 % liegt? Den würde man nur Kaufen, wenn der Kaufpreis (= Kurswert) entsprechend niedrig ist: Kurswert liegt deshalb nur bei 20, obwohl der Nominalwert bei 100 liegt. Damit erwirbt man eine Rendite (Zinsertrag / Kurswert) = 1/20 = 0,05 = 5% (aber das nur am Rande). Entsprechend ergibt sich der erwartete Kurswert(KWe) in Abhängigkeit vom erwarteten Marktzinssatz(ie): Erwartet ein Individuum den Marktzins ie=10 %, ändert sich (nach Einschätzung des Individuums) der erwartete Kurswert auf KWe = 1 / 0,1 = 10. Das Individuum erwartet also Kurswert verluste (KW = 20, KWe = 10, Kurswertverlust = 10). Insofern wird es als rationales Individuum gar nicht abwarten, bis sich der Marktzins (wie erwartet) auf 10 % erhöht bzw. der Kurswert (wie erwartet) auf 10 sinkt: Es wird den Kupon bereits bei i = 5 % bzw. KW = 20 verkaufen! Wenn es verkauft, hat es also Bargeld in der Tasche (=Spekulationskasse). Diese wird das Individuum halten - denn warum sollte es andere Kupons kaufen (anderes gibt es ja nicht!), wenn es vermutet, dass der Kurswert fällt? Also haben wir bei einem relativ niedrigen Zinssatz (i = 5%) einen hohen Kurswert (KW = 20), der das Individuum veranlasst, Marktzinssteigerungen bzw. Kurssenkungen zu erwarten. Um die damit einhergehenden Kursverluste zu umgehen, verkauft es bei i = 5% - damit hält es bei relativ geringem Marktzins Bargeld - also Spekulationskasse. Nun bringt Bargeld ja keinerlei Erträge - insofern wird das Individuum warten, bis der Marktzins relativ hoch ist - z.B. 10 %. Denn je höher der Marktzins ist, desto wahrscheinlicher ist, dass der Marktzins sinkt! Das Individuum wartet also z.B., bis der Marktzins bei 10 % liegt - dann ist der Kurswert 10 (s.o.). Jetzt schlägt das Individuum zu und kauft Kupons. Damit hält es bei hohem Marktzinssatz kein Geld mehr - es wurde ja gerade alles ausgegeben für den Kauf von Kupons. Da der Marktzins so hoch ist, muss (nach Annahme des Individuums) der Marktzins wieder sinken - wenn es das tut, steigt der Kurswert - und das Individuum profitiert von Kurswertgewinnen.

Nun machen das die anderen Individuen auch: ist der Marktzins hoch, erwarten viele Individuen Marktzinssenkungen und damit Kurswertgewinne - sie versuchen also, bei hohem Marktzins noch schnell Kupons zu kaufen und halten KEIN Geld. Somit kommt auch die inverse Beziehung: je höher der Marktzinssatz (i), desto geringer die Geldnachfrage aus Spekulationskasse (Li<0) zu Stande!

Für die Klausuraufgaben heißt das, dass alle Individuen, die Marktzinssteigerungen und somit Kurswertverluste erwarten (erwarteter Markzinssatz ist höher als der derzeitige), schnell noch alle Kupons verkaufen bzw. auf KEINEN Fall kaufen: Sie halten das Bargeld in der Spekulationskasse. Umgekehrt ist es so, dass alle Individuen, die Marktzinssenkungen und somit Kurswertgewinne erwarten (erwarteter Marktzinssatz ist niedriger als der aktuelle), schnell noch Kupons kaufen - sie halten also auf KEINEN Fall Bargeld bzw. Spekulationskasse.

kurz noch einmal:
i<ie -> KW>KWe -> zum Zeitpunkt (jetzt) werden Kurswertverluste erwartet ->Kupons werden abgestoßen / nicht gekauft->Verkauftserlös wird bar gehalten in der Spekulationskasse.

i>ie -> KW<KWe -> zum Zeitpunkt (jetzt) werden Kurswertgewinne erwartet ->Kupons werden gekauft / nicht verkauft->Barkasse ist leer (Spekulationskasse).


So...das war's. Ich hoffe, es hilft. Wie gesagt, die Logik von Maya ist auf die Klausuraufgaben auch anwendbar aber eigentlich sachlich nicht richtig. Deshalb passt auf - nicht dass die Klausuraufgabe mal geringfügig abgewandelt wird (wenn z.B. nicht nach der Spekulationskasse gefragt wird, sondern nach dem in Kupons angelegten Geld). Dann passt die Logik nämlich genau nicht mehr.

Grüße & viel Glück für die Klausur!
 
Oben