• Guten Start ins Wintersemester 2024/2025

Pro und Contra Kinderpatenschaften

Unser Sponsor SAP 4 Students
Unser Sponsor
Ich habe über eine Organisation ein Patenkind, das in Bolivien lebt. Für das Mädel zahle ich monatlich einen - für mich - geringen Betrag, dafür wird sie medizinisch versorgt und kann zur Schule gehen. 🙂 In einem Brief habe ich sie gefragt, was sie braucht und dachte dabei an Sachen, die ich in einem Briefumschlag versenden kann. Aber offenbar habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, denn auf der Wunschliste stehen nun neben "normalen" Dingen wie Puppe oder Tuschkasten auch ein eigenes Bett und ein Fahrrad.

Das alles stellt mich zwar vor keine finanzielle Herausforderung, aber ich habe doch grundsätzlich Bedenken bei so großen Geschenken wie einem Fahrrad. Diese wurden auch bestätigt durch eine Dokumentation über Kinderpatenschaften, die kürzlich in der Glotze zu sehen waren. 🙄

Das Geld, das ich bezahle, bekommt nicht die Famile meines Patenkindes, sondern es wandert in den großen Topf und es wird davon ein Projekt gefördert, in das alle Bewohner eines Gebiets eingebunden sind und von dem alle profitieren - soweit so gut. Einige Kinder aus dem Projektgebiet werden als Patenkinder ausgewählt und wenn sie Glück haben, erhalten sie einen Sponsor (sorry, ich mag das Wort "Pate" nicht), der zu Weihnachten und zum Geburtstag ein Geschenk schickt und ab und mal einen Brief. Die Mehrzahl der Kinder hat Pech, weil sie entweder keinen Sponsor abbekommen hat oder nur einen, der sich nie meldet. 🙁

Natürlich werden die Kinder, die die Geschenke bekommen, von den anderen beneidet und genau da sehe ich eines der Probleme: Ein so großes Geschenk wie ein Fahrrad halte ich in so einem Umfeld für eher kontraproduktiv. Ich habe mich entschlossen, dass es weder das Fahrrad noch das Bett gibt, weil ich die Befürchtung habe, dass das eine zu große Bevorzugung gegenüber den anderen Kindern wäre. Abgesehen davon, dass so ein Geschenk vermutlich mehr kostet, als ihr Vater im Monat verdient, was der Achtung seiner Kinder ihm gegenüber keinesfalls förderlich sein kann. 😱

Weiterhin Frage ich mich schon länger, was eigentlich passiert, wenn das Projekt vorbei ist. Ist dann eine dauerhafte Einkommenserhöhung gewährleistet oder hält nach kurzer Zeit der alte Schlendrian wieder Einzug? Darüber scheint es so gut wie keine Untersuchungen zu geben. 🙁

Ich überlege inzwischen, ob es nicht sinnvoll ist, ein Projekt ohne Kinderpatenschaften zu fördern, wo niemand explizit bevorzugt wird. Zwar finde ich gerade den direkten Kontakt mit einem Menschen aus der "Dritten Welt" spannend und es ist durchaus so, dass ich dadurch neue Erkenntnisse gewonnen habe, aber ich Frage mich immer mehr, ob eine Kinderpatenshaft der richtige Weg ist.

Was meint Ihr?
 
Dr Franke Ghostwriter
Ich habe ein "Patenkind" in El Salvador. Und über die Organisation kann man auch Geschenke machen, die nicht nur für das Kind selber sind, sondern mit denen das Kind im Freundeskreis spielen kann, z.B. ein Fussball oder ein Hüpfseil, etc. Da kann zwar auch der große Neid aufkommen, weil eben derjenige den Ball hat, aber insgesamt kommen mehr Kinder in den Genuss des neuen Spielzeugs. Zumindest ist das so gedacht 😀

Die Projekte dienen m.E. der Anschubfinanzierung (z.B. Bau einer Schule, Brunnenprojekte etc.), wie es danach weiterläuft liegt in der Hand der Dorfgemeinschaft. Ob dann der "Schlendrian" wieder Einzug hält, kann man also schwer voraussagen. Zumindest ist die Grundstruktur dann schon vorhanden, die vor dem Projekt gefehlt hat.

Wenn Du das Sponsoring eines einzelnen Kindes (also Briefe + Geschenke; das Geld geht ja ins Projekt) doch nicht so für sinnvoll erachtest, dann kannst Du auch projektbezogen ohne "Patenschaft" spenden...das mit den Patenschaften ist m.E. auch als Anreiz gedacht, um der Spende "ein Gesicht zu geben"...und ich kann mich so ganz nebenbei meinen rudimentären Spanischkenntnissen widmen 😱 Wie gut dass der Bub noch nicht lesen kann 😱
 
Oben