• Guten Start ins Wintersemester 2024/2025

Nationale Vorurteile

Finde ich jetzt keineswegs überraschend. Dass Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung Dritter differieren können, scheint mir vielmehr logische Konsequenz aus der gesellschaftlichen Entwicklung mit all ihren Höhen und Tiefen zu sein. Wie gesagt, scheint mir. Gänzlich ohne wissenschaftlich belegten Hintergrund.

Denn obwohl ich mich als Deutsche, sogar typisch Deutsche fühle, denke ich, nur wenige Klischees über Deutsche zu erfüllen. Und das wird wohl vielen anderen Erdenbewohnern genauso ergehen. Was jedoch nicht heißt, dass das anderen nicht anders vorkommen mag. Wer weiß wie viele Klischees über Deutsche ich im Ausland schon bestätigt - oder auch widerlegt - habe?

Nur mit der Pünktlichkeit hab ich's schon irgendwie - im Gegensatz zu meiner jordanischen Freundin.
 
Da fällt mir ein typisches klischee ein, was ich nie erfülle:

wenn ich mit freunden im ausland auf ner party bin (italiener, engländer, spanier, franzosen), dann erwarten immer alle, dass ich bier trinke 🙁

trinke aber gar keins, und dann wird mir immer gesagt: "du bist doch deutsche, dann solltest du auch bier trinken"

wie gesagt, dass sind freunde und ein freundschaftliches understatement, dass es komisch ist, dass ein deutscher kein bier trinkt.

ich bin aber froh, diese ewigen klischees nicht zu genügen. meine ausländischen freunde sind oft deutscher als ich 😀

gruß

c.
 
Wobei ich zugeben muss.. manche fragen davon finde ich nicht schlecht. denn genau da treffen kulturelle unterschiede aufeinandern und ich bin bis heute der meinung.. wenn man in ein anderes land zieht, dann hat man sich dort deren geflogenheiten anzupassen. ein bißchen tradtion fürs wohnzimmer ist eine sache.. aber ich kann nicht verlangen das sich ein für mich fremdes land an mich anpasst.
 
"fremd" ist ein noch nicht gebildetes vorurteil

Kann man sich schon ein Vorurteil bilden, dann muss sich dieses aus irgendwelchen Infos ergeben.Inwiefern und ob überhaupt dieses Vorurteil dann zutrifft und ob es vielleicht revidiert oder erweitert werden muss ist dann ein weiterer Schritt. Fremd ist eigentlich nur das, worüber man keine Informationen besitzt. qed

Hier weitere Stimmen zum Fragebogen:

https://www.n-tv.de/624674.html


Juristen in der Debatte?
Gilt die Verfassung eigentlich uneingeschränkt?
auch in meinem Wohnzimmer?
 
gilt die Verfassung uneingeschränkt?!
Natürlich erstmal nur für deutsches Hoheitsgebiet 😱) aber Spaß bei Seite. Die Verfassung regelt das Verhältnis von Staat zu seinen Bürgern.
Weitere Auslegungen können durch so genannte Generalklausel in einen anderen Bereich wirken z.B. Verfassung wirkt durch §242 BGB (Treu und Glauben) in den privatrechtlichen Bereich.

Weiterhin ist ja das charakteristische an einem Vorurteil, dass es eben nicht auf Fakten bzw. Erfahrungen beruht, sonst ist es ein (pauschalisiertes) Urteil.

Gruß

Alexander
 
wie alexander schon sagt, gelten die Rechte, die die Verfassung vermittelt erstmal nur zwischen Bürger und Staat, wobei man noch zwischen Bürger- und Menschenrechte unterscheiden muss (grad was Ausländer angeht). So sind die Meinungs- und die Glaubensfreiheit Jedermanns-Rechte. Die Beantwortung der Fragen in diesem Fragekatalog erinnert mich doch stark an die unzulässigen Fragen bzgl. Schwangerschaft, Gewerkschaftszugehörigkeit etc. bei einer Einstellung seitens des Arbeitgebers. Hier greift letzlich auch die Verfassung ein (Art. 6 und 9 GG über z.B. § 242 BGB).

Da der Ausländer bei der (wahrheitsgemäßen) Beantwortung der Fragen u.U. Gefahr läuft, abgewiesen zu werden, wirkt seine Meinung/sein Glauben sich hier negativ für ihn aus, was nach der Verfassung nicht sein darf. Von daher dürfte nach meiner Meinung eine unwahre Antwort hier nicht schädlich sein, da die Fragen schon unzulässig sind.

Was die Wirkung der Verfassung in der Wohnung angeht, so schützt eben diese auch in Art. 13 GG die Wohnung vor staatlichen Eingriffen. Natürlich geht die Freiheit nur soweit, wie die Rechte Dritter nicht tangiert werden.

Ich kann den Gedanken schon irgendwo verstehen, dass man versuchen will, möglichst keine - um es mal übertrieben zu formulieren - "Terroristen" ins Land zu lassen. Wie jedoch schon in einem der Artikel gesagt wurde, dürfte dies kaum Aufgabe der einzelnen Länder bzw. der Einbürgerung sein. Außerdem ist fraglich, ob sich dieses Ziel mit dem Fragebogen erreichen lässt, denn wer würde schon ehrlich auf die Fragen antworten, wenn er "Böses" im Schilde führt oder befürchten muss, dass sich seine Antwort negativ für ihn auswirkt. Mal ganz davon abgesehen, wie man den Wahrheitsgehalt dieser Antwort überprüfen/beweisen will.

Gruß
Franzi
 
Kraft des Gesetzes

Danke Franzi und Alex für die Klärung.

Ich habe noch eine Frage, zu untenstehender Feststellung:
Tiia: ...ich kann nicht verlangen das sich ein für mich fremdes land an mich anpasst.
Ist das Maß der Anpassung an die Kultur , der jede/r BürgerIn verpflichtet ist, gesetzlich hinterlegt?

respects
 
Gibts noch weitere Quellen?

Ich finde das Thema "Nationale Selbstwahrnehmung" superspannend und interessiere mich besonders für das Thema "Domestic Bias" aus Bereich der Behaviouralisten.

Gibts hier jemanden der dies zufällig auch spannend findet bzw. gerade an sowas arbeit??

Gruss, Thomas
 
Abgesehen davon, daß dieser Fragenkatalog wohl derart beantwortet werden wird, wie es der Fragesteller erwartet (oder welcher vernunftbegabte Mensch wird da wohl hineinschreiben, daß er seine Frau wie Vieh behandelt) und dieser somit keinen Sinn hat, halte ich die "Kulturdebatte", die sich jetzt entwickelt, für scheinheilig.
Maßgebend für Toleranzkriterien sind im engeren Sinne die supranationalen, auf dem aufgeklärten Humanismus gründenden Menschenrechte. Zu diesen gehört als Leitmotiv der Respekt vor anderen Menschen jedwegen Geschlechts, Rasse, Hautfarbe etc. Dazu gehört auch Respekt vor Frauen und die Akzeptanz der Gleichberechtigung. Wer Menschenrechtsverletzungen begeht und sich dabei auf seine Kultur beruft, der sollte sich nicht beschweren, wenn ihn eine freiheitlich-demokratische Kultur wie die unsere ihn nicht in seine Gemeinschaft als vollwertiges Mitglied zuläßt. Eine Einbürgerung ist schließlich ein Bekenntnis zu den Werten und Normen einer sozialen Gruppe, der man angehören möchte. Jemandem, der sich a priori nicht an die "Satzung" des Staates halten möchte, kann dieser die Einbürgerung - und ich rede nicht von Aufenthalt!!!- vorenthalten, das ist das gute Recht eines Staates.
Von daher halte ich es für sinnvoll, einbürgerungswillige Menschen näher unter die Lupe zu nehmen - Straffälligkeit, Integration, Sprach- und Gesellschaftstests - aber diesen Fragenkatalog sollte man schnellstmöglich verschwinden lassen.
 
Also im Science Artikel werden die Polen als ängstlich und depremiert beschrieben. Da ich selber kontakt zu Polen habe, selber polnisch spreche und mich auch gelegentlich dort aufhalte kann ich diese Aussage, zumindest aus meiner Erfahrung, nicht wirklich bestätigen. Ist wohl eher Generationen- und Bildungsabhängig! Aber es so pauschal zu formulieren halte ich echt für fraglich...!?!
 
Krügerchen schrieb:
Also im Science Artikel werden die Polen als ängstlich und depremiert beschrieben. Da ich selber kontakt zu Polen habe, selber polnisch spreche und mich auch gelegentlich dort aufhalte kann ich diese Aussage, zumindest aus meiner Erfahrung, nicht wirklich bestätigen. Ist wohl eher Generationen- und Bildungsabhängig! Aber es so pauschal zu formulieren halte ich echt für fraglich...!?!

Gruss

Dito.

Kann auch polnisch 🙂 . aber kein schulpolnisch, war nie dort in der Schule.

Ich kenNe sehr mutige, kämpferische und optimistische Polen. Lustig sind sie und feiern gerne. Ängstlich und depressiv? Never!
 
@Krügerchen und Lionheart

Ich glaube, dass mit der Charakterisierung der Polen seht ihr etwas zu eng. Die Studie läuft doch darauf hinaus, dass man gerade nicht pauschalisieren sollte. Es sollte nicht der Nationalcharakter der Polen beschrieben werden. Wenn ich mich richtig erinnere wurde gesagt, dass es lediglich bei Polen überhaupt eine annähernde Übereinstimmung gab zwischen Selbsteinschätzung und Beurteilung von außen. Das heißt doch nicht, dass alle Polen sich so einschätzen bzw. so betrachtet werden, geschweige denn diese Eigenschaften besitzen. Genau darum geht es doch in dieser Studie. Zu zeigen, dass solche Pauschalisierungen Unfug sind und auf Mythen basieren.

Wenn ich ganz kurz zitieren darf aus o.g. Artikel über diese Studie:

...was an nationalen Vorurteilen dran ist. Ihr Fazit haben sie nun im Fachmagazin Science veröffentlicht. Es lautet, schlicht zusammengefasst: Nichts.
 
sho schrieb:
@Krügerchen und Lionheart

Ich glaube, dass mit der Charakterisierung der Polen seht ihr etwas zu eng. Die Studie läuft doch darauf hinaus, dass man gerade nicht pauschalisieren sollte. Es sollte nicht der Nationalcharakter der Polen beschrieben werden. Wenn ich mich richtig erinnere wurde gesagt, dass es lediglich bei Polen überhaupt eine annähernde Übereinstimmung gab zwischen Selbsteinschätzung und Beurteilung von außen. Das heißt doch nicht, dass alle Polen sich so einschätzen bzw. so betrachtet werden, geschweige denn diese Eigenschaften besitzen. Genau darum geht es doch in dieser Studie. Zu zeigen, dass solche Pauschalisierungen Unfug sind und auf Mythen basieren.

Wenn ich ganz kurz zitieren darf aus o.g. Artikel über diese Studie:

...was an nationalen Vorurteilen dran ist. Ihr Fazit haben sie nun im Fachmagazin Science veröffentlicht. Es lautet, schlicht zusammengefasst: Nichts.

Ja ja, das dachte ich doch. (Habe den Bericht gar nicht gelesen 😀 ). Habe nur in Anlehnung an Krügerchen Recht gegeben. :tuedelue: .
 
Na so leicht kommen mir die Herrn Psychologen nicht davon;

...Nur den Polen, die sich selbst als ängstlich und deprimiert beschreiben, geben die Psychologen recht. In keinem anderen Fall gab es einen nennenswerten Zusammenhang von Klischee und Wirklichkeit...:hmmm:
 
Dr Franke Ghostwriter
Krügerchen schrieb:
Na so leicht kommen mir die Herrn Psychologen nicht davon;

...Nur den Polen, die sich selbst als ängstlich und deprimiert beschreiben, geben die Psychologen recht. In keinem anderen Fall gab es einen nennenswerten Zusammenhang von Klischee und Wirklichkeit...:hmmm:
Hallo,

was sagt es aus wenn Du ein paar andere Polen kennst (und mögen es hundert sein)? Irgendwer kennt einige Polen die Autos klauen, sagt genauso nichts aus. Persönliche Erfahrungen sind bei solchen Makroerhebungen nicht nur völlig irrelevant, sondern wie die Erfahrung lehrt meist sogar gefährlich, da man sich zuleicht auf seine persönlichen Erfahrungen verlässt ("ich war dabei"). Viele sozialwissenschaftliche Studien wurden öffentlich verrissen, nur weil manche Leute diese nicht mit ihrer Wahrnehmung in Einklang bringen konnten. Selbst Aussagen von Leuten die viele Jahre in einem anderen Land gelebt haben sind nur ein sehr selektiver Blickwinkel. Solche Studien sind auch nicht abwertend als pauschalisierend zu beurteilen, da man nie jeden Fall berücksichtigen kann und somit gar keine Aussagen über Einzelne Personen oder Minderheiten angestrebt werden.
Ich habe in diesem Falle auch keine Ahnung über Methodik und Erhebungsinstrumente der Studie, kann also wirklich Unsinn sein, nur ist die Erhebung sicher nicht auf Grundlage persönlicher Erfahrungen als unsinnig klassifizierbar.
 
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