Latein für Juristen
Remington Steel schrieb:
Ich bin der Meinung, dass (grade hier) sich die Sprache der Juristen (grade der angehenden) durch
- Verständlichkeit
- Klarheit
- Logik
auszeichnen sollte.
Einige nun zählen es zu den Gepflogenheiten des Forums sich zum einen hochtrabend auszudrücken und sich zweitens durch den regen Gebrauch des Juristenlateins auszuzeichnen.
Lieber Herr Remington Steel,
ich stimme Dir absolut zu, daß es vorteilhaft ist, wenn sich der Jurist klar und verständlich ausdrückt. Wenn das, was er sagt, auch noch logisch richtig ist - um so besser
🙂
Wenn man eine fachliche Diskussion führt, wird man dem Ziel- sich klar und verständlich auszudrücken - noch besser gerecht, wenn man sich der Fachsprache bedient. Der große Vorteil von Fachbegriffen ist nämlich geradezu, daß
mit einem einzigen Begriff ein ganzes dahinterstehendes
Gedankengebäude zum Ausdruck kommt. Selbstverständlich führt das Verwenden von Fachbegriffen deshalb dazu, daß sich auf der einen Seite die
Präzision des Ausdrucks erhöht, während gleichzeitig auf der anderen Seite die
Sprache knapper und der Text damit kürzer wird.
Das führt natürlich dazu, daß der Laie schnell nicht mehr versteht, wovon die Rede ist. Das beginnt ja schon bei der Unterscheidung von Besitz und Eigentum, die der Laie meist nicht kennt und beide Begriffe oft sogar gleichsetzt, obgleich die Begriffe in der juristischen Fachsprache unterschiedliche Bedeutung haben.
Mag die Fachsprache für den Laien auch unverständlich sein, für den Juristen ist sie unabdingbar. Da ich Jurist werden möchte, muß ich demnach auch lernen, mich in der Fachsprache auszudrücken. Erst wenn ich - gedanklich wie sprachlich - all das durchdrungen habe, was an Gedankengebäuden hinter Fachbegriffen steckt, kann ich den nächsten Schritt gehen und mein Wissen so formulieren, daß auch der Laie versteht, was es bedeutet und wie es sich ganz konkret auf das tägliche Leben auswirkt.
Sicher wird es auch einmal angebracht sein, auch in der juristischen Diskussion
Klartext zu reden. Auch das kann einen Sachverhalt einmal besser erkennbar machen. Generell halte ich es jedoch für gefährlich, eine juristische Diskussion sprachlich und fachsprachlich flax zu führen. Das wird sich sicher auch im gedanklichen Ergebnis niederschlagen, welches dann ebenfalls Gefahr läuft, flax und unpräzise zu werden. Doch gerade das Recht lebt von der Präzision.
Was die lateinischen Fachbegriffe betrifft, so finde ich, daß die in den bisherigen Forumsbeiträgen nicht übermäßig Verwendung fanden, jedenfalls wurden keine lateinischen Begriffe verwendet, die nicht entweder bereits beim Durcharbeiten des Lernstoffs aufgetaucht waren oder deren Bedeutung man nicht - wie auch die Bedeutung jedes nichtlateinischen juristischen Fachbegriffs - durch Nachschlagen in einem guten Buch schnell herausfinden könnte.
Ich las kürzlich einen Aufsatz von Flume, in dem dieser einen ganzen Fall aus der römischen Rechtsgeschichte lediglich auf Latein zitierte und es nicht für nötig erachtete, dem Leser auch eine Übersetzung mitzuliefern
🙂 Ich fand das zwar auch etwas anstrengend und hätte dem guten Mann in diesem Augenblick gerne das eine oder andere gewünscht, gleichzeitig fand ich es aber auch cool
🙂 - jedenfalls konnte auch ein Bekannter von mir, der ein Lateinprofi ist, den Text wegen der lateinischen Fachsprache nicht wirklich übersetzen. Ich komme jedoch nicht auf die Idee, mich deshalb irgendwie minderwertig zu fühlen und ich unterstelle Herrn Flume auch nicht, daß er sich nur deswegen lateinisch ausdrückt, um auf arrogante Art und Weise seiner Umwelt mitzuteilen, wie schlau und welch genialer Jurist er ist.
Insofern finde ich es auch nicht angebracht, daß Du diejenigen im Forum als
Angeber bezeichnest, die lateinische Fachbegriffe verwenden, um sich klar auszudrücken - nur weil Du selbst nicht Latein gelernt hast. Ich bin sicher, daß niemand das Forum nutzt, um anzugeben oder um andere zu deplatzieren und ich bin sicher, daß Du auch ohne Lateinkenntnisse ein guter Jurist werden kannst
Einen schönen Gruß in die Runde
Markus