• Guten Start ins Wintersemester 2024/2025

Kirchhofs Steuerpolitik gut oder schlecht?

Jau, eine Steuervereinfachung würde vieles vereinfachen.

Z.B. könnte man sich eine Vereinfachung so vorstellen: Für Einkommen aus eigener Arbeit (=Arbeitseinkommen) ist ein Steuersatz von 10 Prozent (oder so) zu zahlen, für Einkommen aus fremder Arbeit (=Kapitaleinkommen) ein Steuersatz von 50 %.

Janz einfach und überschaubar.

Das war jetzt natürlich nur so dahergeschwafelt und überhaupt nicht durchgerechnet... und rein polemisch.

_Aber_ ich gebe die Anreizstruktur eines Steuersystems zu bedenken, bei dem Kapitaleinkommen niedriger besteuert werden, als Arbeitseinkommen (wie im Augenblick in der BRD). Denn: Je höher die Kapitaleinkommen besteuert werden, je relativ billiger werden Investitionen im Vergleich zu anderen Nutzungen des Gewinns (->Abchreibungen lohnen sich mehr).

Ich halte die Idee, dass niedrigere Steuern auf Kapitaleinkommen die Investitionsbereitschaft erhöhten schlichtweg für - Mumpitz. Und die Empirie scheint dies zu bestätigen 😉

Außerdem: Eine "flat tax" (Kirchhoff und Co.) berücksichtigt nicht den abnehmenden Grenznutzen des Geldes.... "flat" würde in meinen Augen bedeuten, dass der Grenzschaden einer Steuerentrichtung für alle Büger gleich wäre (Pareto...).
Bei abnehmendem Grenznutzen des Geldes bedeutet das, dass wer mehr Geld verdient, auch mehr Geld abgeben muss. Natürlich besteht das Problem der Progression darin, dass sie dem Grenznutzen des Geldes folgen müsste 😉

ciao

Wiljo
 
Um mal eines klarzustellen: Das Kirchhof`sche flat tax- Modell zielt nicht auf einen über alle Einkommensgruppen gleichmäßigen Steuersatz wie es viele glauben. Es handelt sich dabei um ein dreistufiges Steuermodell, das auf einem Grundfreibetrag von 8000,- pro Person (auch für jedes Kind!!!!) basiert. Die drei Stufen entstehen durch die schrittweise Anhebung der Bemessungsgrundlage von 0 über 60, 80 auf 100% des zu versteuernden Einkommens.
Und seit wann werden Kapitaleinkommen in Deutschland signifikant niedriger besteuert als Arbeitseinkommen??
Die Freibeträge sind bei Kapitalvermögen nicht sonderlich hoch ( § 20 IV EStG 1370,- nach Abzug von Werbungskosten, der Werbungskostenpauschbetrag für Einkünfte aus Kapitalvermögen liegt gem. § 9a EStG bei 51,-), allerdings geeignet, kleine Kapitaleinkünfte des ebenso kleinen Mannes nicht auch noch sofort anzutasten. Große Kapitaleinkünfte unterliegen i.d.R. zwar zunächst der Kapitalertragsteuer von 20 bzw. 25% (§ 43a I Nr.1 EStG) und werden per Abzugverfahren einbehalten, danach aber nach § 36 II Abs. 2 EStG auf die zu entrichtende ESt angerechnet, so daß sie letztlich nicht mit dem pauschalen Steuersatz von 20% der Bruttokapitalerträge belastet werden, sondern mit dem persönlichen ESt-Satz des Steuerpflichtigen.
 
Vernünftige Steuersätze (z.B. nur noch 3, 15%, 25%, 35%) wird es in Deutschland eh nie geben, denn das wär ja zu einfach und eine echte Verbesserung der jetztigen Lage.
Gerechte Steuern wird es auch nie geben, denn bei uns zahlen immer nur die Kleinen, denn die können nicht z.B. nach Luxemburg ihre Milliönchen bringen und die massigen Steuerschlupflöcher (von denen nun ein paar gestopft werden) nutzen.
Kirchhoff mag vielleicht ein paar gute Ideen gehabt haben, aber das Ganze ist nicht für Deutschland so (in der Rohfassung) anwendbar.
 
Protoss schrieb:
Kirchhoff mag vielleicht ein paar gute Ideen gehabt haben, aber das Ganze ist nicht für Deutschland so (in der Rohfassung) anwendbar.
Was ist denn da nicht umsetzbar und vor allem ungerecht an Kirchoffs Modell? Es sind ja gerade die Unzulänglichkeiten des gegenwärtigen Steuersystems und die steuerliche Subventionspolitik des Staates, die das System ungerecht machen, Kirchoff wollte dem begegnen.
 
Steuervereinfachung dringend notwendig

Ich bin dafür, dass eine Steuervereinfachung dringend notwendig ist, aber eine, die nicht wieder jede Menge wenn und aber zulässt. Es muss doch auch mal Politiker geben, die die Vereinfachungen ernsthaft umsetzen können. Da lobe ich mir den Kirchhof. Seine Vorstellungen sind zwar radikal, aber wir Deutschen sollten endlich mal zu richtigen (sinnvollen) Reformen bereit sein und nicht immer nur laut klagen.:rolleyes
 
Gegen Steuervereinfachungen spricht nur eines: was machen wir mit den ganzen Steuerberatern?! :ironie:
Die Lobby, die dahinter steht, ist groß und mächtig...
 
Antje schrieb:
Gegen Steuervereinfachungen spricht nur eines: was machen wir mit den ganzen Steuerberatern?! :ironie:
Die Lobby, die dahinter steht, ist groß und mächtig...

Die könnten endlich mal sinnvolle Tätigkeiten ausüben 🙄 und nicht nur den ganzen Tag Erbsen zählen.....
 
Wir gehen sinnvollen Tätigkeiten nach! Nähmlich den Mandanten einen sicheren Weg durch den Steuerdschungel zu gewährleisten, auch, wenn wir dafür Tag ein Tag aus neue Informationen studieren müssen und über Fälle diskutieren, die nicht eindeutig erscheinen. Schon allein deswegen sollte eine Steuervereinfachung durchgesetzt werden. Die Mandanten trauen sich selten in irgendetwas zu investieren, weil sie keinen Überblick mehr darüber haben, welche steuerlichen KOnsequenzen es für sie haben könnte.
 
Ich kann Euch nur zustimmen, daß das bisherige Steuersystem nicht so das Wahre ist. Nur was würde uns die flat-tax wie sie Kirchhoff und übrigens auch die FDP vorschlagen bringen ?

1.) Für den Idealfall des Bild-Zeitungs-Lesers, der 3km von zu Hause entfernt als Maurer arbeitet und eh kaum was steuerlich absetzen kann eine leichte Verbesserung im Geldbeutel. (Das hat uns Bild ja vor der Wahl auf ner Doppelseite vorgerechnet.)

2.) Für den Großverdiener, der alles mögliche absetzt und damit angeblich zur Zeit kaum Steuern zahlt: Verlagerung des Steuer-Wohnsitzes ins günstigere Ausland oder Ausnutzung des Unternehmens-Steuerrechts.

3.) Für den Durchschnittsverdiener, der täglich pendelt um seinem Beruf nachgehen zu können und damit pro Woche etwa 500km oder mehr Auto fährt, oder den der einen doppelte Haushalt führt usw. Sind es locker (20-25% mehr Steuerlast pro Jahr !! im Vergleich zur jetzigen) Der kann sich nämlich nicht so einfach ins Ausland zurückziehen.

So viel zum Thema Steuergerechtigkeit und Kirchhoff.
Ich glaube es gibt kein "gerechtes" Steuerrecht. Irgendeiner ist immer der Gekniffene. Aber warum der, der eh schon die größte persönliche Belastung hat um überhaupt einer Arbeit nachgehen zu _können_ ?

Wie wärs mal mit ner Unternehmenssteuer-Reform ?
z.B geringere Steuerlast für Personengesellschaften (voll haftende Gesellschafter) und höhere Steuerlast für GmbHs.
Wer mit seinem privaten Vermögen für seine unternehmerische Tätigkeit haftet und sich nicht mit einer GmbH und 20.000? Minimal-Eilage aus der Affaire zieht, den kann man doch belohnen, oder ? Der macht sich nämlich viel mehr Gedanken um sein Handeln als ein Manager einer KG, der eh nur fremdes Geld verwaltet und selbst nicht haftet oder ein kaum belangter Gesellschafter einer GmbH.

In diesem Sinne,
N8

Sascha
 
Daß es bei dem Kirchhoff-Modell auch Verlierer gibt im Vergleich zum Status quo ist doch klar. Aber es ist doch wegen ein paar Einzelfällen nicht einfach ungerecht, das sollte man schon differenzierter betrachten.
Und die Unternehmenssteuerreform war übrigens ein gewaltiger Eckpunkt in Kirchhofs Reformplänen, und zwar in deinem Sinne, nämlich der Entlastung der PG`s und Einzelunternehmen.
Letztlich war der Vorwurf der SPD an Kirchhoffs Steuerkonzept die "Nichtfinanzierbarkeit" bzw. der erwartete Steuerausfall zugunsten gerade der Geringverdiener, des Mittelstandes und der Familien mit Kindern (!). Das vermeintlich "Ungerechte" an Kirchhoffs Modell wurde ja recht schnell widerlegt, auch wenn das noch nicht alle gehört haben.
 
Sascha0042 schrieb:
Ich kann Euch nur zustimmen, daß das bisherige Steuersystem nicht so das Wahre ist. Nur was würde uns die flat-tax wie sie Kirchhoff und übrigens auch die FDP vorschlagen bringen ?

1.) Für den Idealfall des Bild-Zeitungs-Lesers, der 3km von zu Hause entfernt als Maurer arbeitet und eh kaum was steuerlich absetzen kann eine leichte Verbesserung im Geldbeutel. (Das hat uns Bild ja vor der Wahl auf ner Doppelseite vorgerechnet.)

2.) Für den Großverdiener, der alles mögliche absetzt und damit angeblich zur Zeit kaum Steuern zahlt: Verlagerung des Steuer-Wohnsitzes ins günstigere Ausland oder Ausnutzung des Unternehmens-Steuerrechts.

3.) Für den Durchschnittsverdiener, der täglich pendelt um seinem Beruf nachgehen zu können und damit pro Woche etwa 500km oder mehr Auto fährt, oder den der einen doppelte Haushalt führt usw. Sind es locker (20-25% mehr Steuerlast pro Jahr !! im Vergleich zur jetzigen) Der kann sich nämlich nicht so einfach ins Ausland zurückziehen.
.....
In diesem Sinne,
N8

Sascha

Genau deshalb bin ich nicht für diese Kirchhoff Steuerpläne,
da sie wieder mal nur diejenigen weiterschröpfen, die sich nicht wehren können, also der fast schon ausgestorbene Mittelstand.
 
Dr Franke Ghostwriter
Coriromeo schrieb:
Wir gehen sinnvollen Tätigkeiten nach! Nähmlich den Mandanten einen sicheren Weg durch den Steuerdschungel zu gewährleisten, auch, wenn wir dafür Tag ein Tag aus neue Informationen studieren müssen und über Fälle diskutieren, die nicht eindeutig erscheinen. Schon allein deswegen sollte eine Steuervereinfachung durchgesetzt werden. Die Mandanten trauen sich selten in irgendetwas zu investieren, weil sie keinen Überblick mehr darüber haben, welche steuerlichen KOnsequenzen es für sie haben könnte.

Eine Änderung vereinfacht jedenfalls stark: Die Beratung kann ich nicht mehr absetzen. :dagegen
 
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