• Guten Start ins Wintersemester 2024/2025

Investition in Kinderbetreuung?

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In einem anderem Kontext hab' ich mich schwerstens gefetzt mit ein paar Leute um die ökonomische Sinnhaftigkeit der Investition der Gesellschaft in Kinderganztaagesbetreuung um den Müttern und Vätern die weitere volle Berufstätigkeit zu ermöglichen.

Ist das ökonomisch sinnvoll unter folgenden Modellannahmen:

- wir leben in einer offenen Volkswirtschaft, in der völlige Faktormobilität (insbesondere der Arbeit) herrscht
- keine Transaktionskosten
- Betreuung einkommensunabhängig kostenfrei in Deutschland
- Immigration in das Betreuungssystem ist ausgeschlossen (die Chinesen könnennicht ihre Kinder hier abgeben..)
- betrachtet werden nur die pekuniären Gewinne/Verluste der Gesamtgesellschaft (Freude der Eltern, Lebensqualität werden nicht unmittelbar berücksichtigt - allenfalls mittelbar nach dem Motto: 'wer sich freut, arbeitet produktiver')

Der ökonomisch normal-gebildete Gesprächspartner sagt, das sei eine Investition in unsere Zukunft, die sich auszahle!

Richtig?
 
Der Stundenlohn einer Erzieherin liegt unter dem der meisten anderen Berufsgruppen. Wenn evtl. auch nicht gelernte als zusätzliche Hilfskräfte eingesetzt werden liegt deren Stundenlohn natürlich nochmal darunter.

Die Mehrheit derer, die ihre Kinder betreuen ließen, würde also mehr Verdienen als die Erzieherinnen. Hinzu kommt noch, dass eine Betreuerin auf mehr als nur ein Kind aufpassen kann.

Demnach müsste also der aggregierte Gewinn größer sein als der Verlust.

Aus deiner Frage lese ich das Du anderer Meinung bist. Wie würdest Du argumentieren?
 
Wenn meine Schlussfolgerungen richtig sind wäre es nicht nur eine Investition in die Zukunft sondern würde sich sogar unmittelbar auszahlen. Hab aber irgendwie das Gefühl was übersehen zu haben.
 
Wenn meine Schlussfolgerungen richtig sind wäre es nicht nur eine Investition in die Zukunft sondern würde sich sogar unmittelbar auszahlen. Hab aber irgendwie das Gefühl was übersehen zu haben.

Nein, hast Du nicht.

Das ist ungefähr wie die Frage, ob Du eine Putzfrau anstellt oder nicht.

Die Putzfrau lohnt sich, wenn Du in der Zeit Produktiveres machen könntest – mehr arbeiten, einen Baum pflanzen, für Frieden auf Erden sorgen oder vielleicht im Studienservice diskutieren.

Wenn also eine Erzieherin Dir die Erziehuungsarbeit abnimmt und Du dafür einer produktiveren Arbeit nachgehen kannst statt zu Hause zu bleiben, hat die Gesellschaft gewonnen.
 
Ihr überseht aber die Arbeitskräftemigration ohne Transaktionskosten!

Alternative ist also, dass die Deutschen kinderlos bleiben, den Konsumenten- und Arbeitskräftenachwuchs aus den Entwicklungssländern importieren und sich ihrerseits produktiv betätigen.

Das dürfte sich besser rechnen!

Bös gesagt: Die Kosten der Aufzucht werden damit ausgesourct, migrieren tun nur Erwachsene.
 
Wie sagte ein mit dem Nobelpreis ausgezeichneter Ökonom doch einst so schön? Wirtschaftlich gesehen wäre es Wahnsinn überhaupt Kinder zu bekommen. 😱

Gesprochen wie der Prof. von der Uni Mannheim, der Studenten, die sich einen Neuwagen gekauft haben, schlechte Noten gibt. Das sei ökonomisch nicht intelligent, weil der Wertverlust im 1. Jahr zu groß ist... 🙄

Hoffentlich gibt es auch in Zukunft noch genug Deppen, die einen Neuwagen kaufen, den ich dann gebraucht übernehmen kann, und die eine deutsche Schlüsselindustrie am Laufen halten...

"Humankapital" (zu Recht ein Unwort!)

Oh, nein! Das sagen nur Leute, die den Sinn des Wortes Humankapital nicht kennen. Humankapital ist ein Konzept mit dem versucht wird, die Fähigkeiten und Besonderheiten eines Menschen zu erfassen und den Menschen eben nicht nur als Rädchen im Getriebe zu sehen. Guckst Du hier.
 
Aktuell kann man das sehr schön am Boom der Bio-Branche sehen. Wachstumsraten von 10-15%, während die übrige Branche davon nur träumen kann, obwohl die doch rein wirtschaftlich gesehen billiger und damit sinnvoller wäre.
So ein Quatsch! Konventionell angebautes Gemüse und Biogemüse ist kein homogenes gut. Der "Biokäufer" misst der Bioware eine höhere Qualität bei (ob zu recht oder nicht ist irrelevant), daher ist die Zahlung eines höheren Preises auch rational und steht nicht im Widerspruch zur ökonomischen Theorie.
 
Mich ödet die Diskussion über den Begriff "Humankapital" eigentlich nur noch an. Es ist nun mal so, dass ein Mensch eine gewisse Arbeitsleistung bringt und man diese dann eben ökonomisch bewerten kann. Das heißt ja noch lange nicht, dass der Mensch "einen Preis hat"(also quasi wie ein Sklave). Und es heißt auch noch lange nicht, dass nun alle ach so bösen Ökonomen nun den Mensch nur noch als ökonomische Größe sehen. Das ist polemik. Aber man kann natürlich in jeden Begriff irgendetwas hineininterpretieren.
Mich würde mal interessieren, was der liebe Professor auf der Seite sagen würde, dass durch dieses Humankapital seine schöne Besoldung finanziert wird.
Und auf Spässchen wie Unwort des Jahres geb ich nicht wirklich viel. Da wird sowieso ständig auf die "angeblich" immer zunehmende Verökonomiesierung des Lebens gewarnt.
 
Mondschein,

Zunächst mal zu den Giffen Gütern. Das ist doch ein Bestandteil der ökonomischen Theorie. Um diese zu Wiederlegen mußt Du schon etwas finden, dass in der Realität vorkommt, durch ökonomische Gesetze aber nicht erklärt wird. Da gibts bestimmt Phänomene, das Giffen Gut ist aber mit Sicherheit keines davon.
WIE aber willst du in eben dieser Branche den Modellversuch erklären, der in NRW gestartet wurde, dass Kunden für dieselbe Milch für 5 Cent teurer kaufen, die dann allein den Bauern zugute kommen? [...]

Ganz einfach! Der Kunde zahlt mehr für die Milch, weil er dadurch die heimischen Bauern unterstützt. Motivation dafür könnte z.B. Regionalpatriotismus oder Umweltschutz (kürzere Transportwege) sein. Die heimischen Bauern sollen unterstützt werden damit sie nicht von günstigeren auswärtigen Anbietern vom Markt verdrängt werden. In diesem Fall erhöht der Verbraucher durch eine zusätzliche Zahlung von 5 Cent die Chance, dass er auch in Zukunft die von ihm präferierte "einheimische" Milch kaufen kann. Auch hier sind also die Milch zum normalen Preis und die etwas teurere kein homogenes Gut. Bei der teureren gibts schließlich noch was dazu.
 
Ja, sicher gibts was dazu, aber das ist nicht durch monetäre Größen, also eben gerade nicht ökonomisch messbar.
Ob der Zugewinn an Nutzen in Geldeinheiten messbar ist oder nicht ist doch vollkommen irrelevant. Fest steht: Es entsteht ein Zusatznutzen den der Kunde bereit ist zu bezahlen. Im übrigen ist der Nutzen schon messbar. Gerade dass, was die Kunden bereit sind mehr zu zahlen, ist doch der monetäre Wert. Wäre es ihnen das Geld nicht Wert, so würden sie den höheren Preis auch nicht bezahlen.

Rein wirtschaftlich (wohlgemerkt für den Einzelnen, nicht für die gesamte Volkswirtschaft) ist das also sehr wohl ein homogenes Gut und die Tatsache, dass der Komsument eben nicht nur nach den Kosten rein ökonomisch die Entscheidung für das billigere Produkt trifft "irrational".

Wie oben bereits gezeigt handelt es sich nicht um ein homogenes Gut. Und um Dir die Absurdität deiner Argumentation mal zu verdeutlichen, folgendes Beispiel:

Du hast die Möglichkeit, entweder ein billiges Mineralwasser für 30 Cent zu kaufen oder ein teures für 1 Euro. Angenommen, das billige schmeckt dir überhaupt nicht und das teure ist dein Lieblingsgetränk. Den Geschmack kann man deiner Meinung nach nicht monetär messen. Wäre es dann irrational, das teure Wasser zu kaufen? Deiner Argumentation zu folge schon!

Ist aber auch eine hinfällige Diskussion, da es zwei völlig unvereinbare Standpunkte gibt, die beide irgendwie vertretbar sind.

Welche zwei Standpunkte?
 
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