Ich habe das Fernstudium in Vollzeit studiert, weil man in meiner Region ein vergleichbares Studium nicht als Präsenzstudium studieren kann. Ich habe damals meinen Bafög-Anspruch schon verwirkt gehabt und meine Eltern konnten mich auch nicht mehr so gut unterstützen. Ein Präsenzstudium in einer fremden Stadt mit ganz viel Arbeiten nebenher durchzuführen, war mir nach einiger Abwägung dann doch deutlich riskanter als der "Exotenstatus" des Vollzeit-Fernstudenten.
Ich meine, wenn man ganz viel arbeiten muss neben dem Präsenzstudium, dann schreibt man wahrscheinlich auch keine guten Noten und wird das Studium auch nicht zügig abschließen. Und solche sehr mittelmäßigen Absolventen, die auch noch ewig studiert haben, braucht heutzutage keiner. Das Fernstudium schien mir da eine sicherere Sache zu sein, höhere Chance auf gute Noten und auf zügigen Abschluss.
Ich hatte vorher überhaupt keine Berufserfahrung, hatte ganz normal Abi gemacht und bin dann an die Präsenz-Uni studieren gegangen und habe wegen falscher Fachwahl nach einigen Semestern abgebrochen. Stand dann quasi mit Abi + Führerschein da. Trotz Abraten und Horror-Stories, dass mich niemals je einer einstellen würde, aus meinem Umfeld, habe ich dann das Fernstudium gemacht. Ich habe dann in Hagen den Schwerpunkt Steuern belegt. Ich habe letztendlich den Berufseinstieg geschafft. Ich denke sogar, dass ich es nicht signifikant schwerer hatte als Absolventen von Präsenz-Unis (wenn man alle anderen Variablen herausrechnet).
Blöde Fragen wegen dem Fernstudium gab es selten. Und dann fast ausschließlich von Nicht-Akademikern. Manche konnten es sich einfach nicht vorstellen, dass etwas Sinnvolles dabei herauskommen kann, wenn man ein ganzes Studium alleine im Zimmer studiert. Akademiker fanden das dagegen relativ normal, weil die wussten, dass an Unis ein hoher Selbstlern-Anteil ganz normal ist.
Ich denke sogar, dass Fernstudenten im Prinzip sogar die besseren Chancen beim Berufseinstieg haben, weil sie viel, viel mehr Zeit hatten für Praktika oder Werkstudententätigkeiten. In der Regel sollten die Leute sogar deutlich "fitter" sein als Präsenzstudenten. Letztendlich ist aber jeder Lebenslauf anders. Da gibt es so viele Variablen wie Alter, Fächer, Vorbildung, Branche usw., die eine Rolle spielen können, dass man eine generelle Aussage gar nicht treffen kann.
Ich würde aber trotzdem niemanden zum Vollzeit-Studium in Hagen raten. Ganz ehrlich, die Uni ist im Vergleich zu Präsenzunis Mist. Da wird kaum etwas für Berufseinsteiger getan. Ich hätte mir viel mehr Flexibilität im Studienverlauf gewünscht, viel mehr Unterstützung beim Berufseinstieg (Stellenbörse, Datev-Seminare etc.) und für die Praxis relevantere Studieninhalte. Wenn ihr es irgendwo hinkriegen könnt, geht auf eine Präsenz-Uni!