• Guten Start ins Wintersemester 2024/2025

Begründung für Beteiligung der Arbeitnehmer an Unternehmensgewinnen

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im Zusammenhang mit den Themen Bahnstreik, Investivlohn usw. ist häufig die Rede davon, dass Angestellte an den Gewinnen der Unternehmen beteiligt werden müssten. Dies bedeutet also, dass ein Angestellter bei gleichbleibender Leistung nur deshalb mehr bekommen soll, weil sein Unternehmen mehr Gewinne macht.

Gibt es eurer Meinung nach eine rationale Begründung für die Behauptung, Arbeitnehmern stünde eine Beteiligung an den Unternehmensgewinnen zu?

Es geht mir explizit nicht darum, dass ein besonders engagierter oder leistungsfähiger Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung fordert. Auch ein Inflationsausgleich soll hier nicht das Thema sein.
 
Eine gute, rationale Begründung für diese Beteiligung fällt mir nicht ein, denn...

- wer etwas von den Gewinnen abhaben will müsste auch an den Verlusten beteiligt sein. Ich könnte mir vorstellen, dass an diesem Punkt die Beteiligung dann eher kritisch gesehen wird.
- faktisch gibt es die Möglichkeit an Firmenbeteiligungen, nämlich in Form von Aktien

Wenn das Management also die Firmengeschicke so lenkt, dass unter dem Strich gute Gewinne herauskommen, warum sollte der Mitarbeiter mit Festgehalt davon partizipieren?

Mitarbeiter die ich bei mir einstelle, werden grundsätzlich leistungsbezogen vergütet. Es gibt also einen direkten Zusammenhang zwischen Qualität & Quantität der Arbeitsleistung und dessen Entgeld.

Die Spreu trennt sich vom Weizen bereits beim Bewerbungsgespräch, da die meisten Bewerber gerne ein festes Monatsgehalt wünschen.
Im Regelfall stelle ich einem Bewerber die Frage "Wenn Sie wählen können, würden Sie eine leistungsgebundene oder eine nicht-leistungsgebundene Vergütung bevorzugen?"

Was ich in dieser Beziehung an abenteuerlichen Antworten bekommen habe, würde schon alleine einen eigenen Thread wert sein.

Wenn ein Arbeitnehmer leistungsbezogen bezahlt wird, so muss die zu erbringende Leistung natürlich auch von ihm beeinflussbar sein.
Es wäre beispielsweise sinnlos einem Lokführer zu sagen, dass er zukünftig nach der Zahl der beförderten Passagiere vergütet wird, da er dies überhaupt nicht beeinflussen kann.

Umgekehrt muss ich als Arbeitgeber auch einen Zusammenhang zwischen Leistung und Umsatz erkennen können.
Dies ist bei einem Festgehalt und einer Tätigkeit mit festen, geregelten und sich stets wiederholenden Abläufen nicht der Fall.

Aus diesem Grund würden meine Mitarbeiter keine Gewinnbeteiligung bekommen, es sei denn, sie treten als Kapitalgeber an mich heran.
 
Wenn das Management also die Firmengeschicke so lenkt, dass unter dem Strich gute Gewinne herauskommen, warum sollte der Mitarbeiter mit Festgehalt davon partizipieren?

Nun, oft wird so argumentiert, dass ein überdurchschnittlicher Gewinn nur aufgrund der guten Leistung der Mitarbeiter möglich gewesen sei und daher eine Beteiligung daran "gerecht" und notwendig.

Erstens ist dieser Zusammenhang aber zweifelhaft, wie Du auch schon geschrieben hast, denn wenn bspw. die Geschäftsleitung neue Ertragsmöglichkeiten erschließt, so hat dies nichts mit der Leistung des gewöhnlichen Angestellten zu tun.

Und zweitens, selbst wenn dieser Zusammenhang bestünde, so sehe ich diese "gute" Leistung als eine Pflicht gem. Arbeitsvertrag und bietet allenfalls Spielraum für individuelle Verhandlungen zwischen dem einzelnen Angestellten und der Geschäftsleitung mit der Begründung, dass die eigene Produktivität seit Abschluss des Arbeitsvertrages gestiegen sei. In vielen Berufen, wie bspw. auch Zugführer, dürfte eine solche Produktivitätssteigerung aber wohl ohnehin ausgeschlossen sein.


Darüber hinaus stellt der Gewinn m.E. eine Prämie für das Kapitalrisiko des Unternehmers dar. Weshalb sollte der Angestellte daran beteiligt werden?


Wenn jemand das Ganze anders sieht bitte auch schreiben, gerade solche Meinungen wären interessant.

P.S.: Dass eine Gewinnbeteiligung durchaus auch im Interesse des Unternehmers sein kann, gerade auch in Verbindung mit einer entsprechenden Verlustbeteiligung bzw. niedrigem Fixgehalt, ist klar. Hier gehts aber um die Forderung der Angestellten, ohne entspr. Risiko eines verminderten Einkommens bei schlechter Ertagslage, am Gewinn teilzuhaben.
 
Ich denke, dass solche Beteiligungen u.a. eine Mitarbeitermotivation darstellen können. Wenn ich am Ergebnis beteiligt bin, hat die Qualität meiner Arbeit einen direkten Einfluss auf meine Entlohnung. Folglich würde sparsamer mit Büromaterial umgehen, nicht nur Dienst nach Plan absolvieren usw. (um mal sehr einfache Beispiele anzuführen). Allerdings bedarf dies auch einer gewissen Reputation seitens der Geschäftsführung und deren Rechnungslegung. Aus monetärer Sicht muss beachtet werden, dass der Grundlohn unter der normalen Entlohnung (wenn es keine Beteiligung gibt) liegen sollte.
Ich denke in der Praxis wird sich dieses Prinzip langfristig nicht bewähren. Die Mitarbeiter würden jedes Jahr/ Monat einen Gewinnmaximalen Betrag sehen wollen. Aus Unternehmersicht kann es auch manchmal andere Ziele geben. Mein Lieblingsbeispiel ist die Commerzbank. Diese hat 2003 Sonderabschreibungen auf Beteiligungen durchgeführt und somit einen Milliardenverlust erwirtschaftet. Hier könnte mancher Mitarbeiter wenig Verständnis zeigen, warum sein Lohn nicht mehr maximal ist. Die Folge wären Frustration und Demotivation.
 
Ich denke, dass solche Beteiligungen u.a. eine Mitarbeitermotivation darstellen können.

Das ist klar. Mir gehts aber um eine Begründung für die Forderung der Mitarbeiter nach einer Beteiligung. Wenn ein Unternehmer aus Motivationsgründen Gewinnbeteiligungen bezahlt macht er das freiwillig und nicht, weil die Mitarbeiter andernfalls mit Streik drohen.
 
Ich sehe das genauso wie O.I. 🙂

Ob jetzt Lokführer wirklich unterbezahlt sind, kann ich nicht beurteilen. Ich kenne Akademiker, die in etwa dasselbe Geld verdienen... Ich glaube aber, dass diese gewerkschaftliche Argumentation an der Wirklichkeit vorbei geht. Die ökonomische Forschung zeigt, dass Geld nicht wirklich ein guter Motivator ist. Wer mehr Geld bekommt ist kurzfristig motivierter, aber das nutzt sich extrem schnell ab (genauso wie Lottogewinner sich oft weniger glücklich fühlen als vorher). Tatsächlich würde es die Leistung wohl deutlich besser steigern, wenn man bessre Chefs hätte, die z.B. öfters mal loben.

Das ist natürlich kaum im Einflussbereich der Gewerkschaften, weswegen diese lieber mal mehr Geld fordern – schließlich müssen die Beiträge der Mitglieder ja auch gerechtfertigt werden...:rolleyes
 
Aus volkswirtschaftlicher Sicht sollte meines Erachtens diese Arbeit relevant zu sein:

Kreickemeier, U., und Nelson, D., Fair Wages, Unemployment and Technological Change

Wenn ich richtig informiert bin, dann hängt demnach die Motivation insbesondere davon ab, ob der Mitarbeiter sich relativ zu seinen Arbeitskollegen fair bezahlt fühlt und nicht so sehr davon, ob seine Bezahlung relativ zu der anderen Bevölkerung fair ist.
 
Dr Franke Ghostwriter
Aus Unternehmersicht kann es auch manchmal andere Ziele geben. Mein Lieblingsbeispiel ist die Commerzbank. Diese hat 2003 Sonderabschreibungen auf Beteiligungen durchgeführt und somit einen Milliardenverlust erwirtschaftet. Hier könnte mancher Mitarbeiter wenig Verständnis zeigen, warum sein Lohn nicht mehr maximal ist. Die Folge wären Frustration und Demotivation.

Nicht nur könnte, denn die Real-Nettolohnverluste bei einem Arbeitgeber, der sich in leistungsgerechter Entlohnung versucht, könnten mit der Zeit die guten Leute flüchten lassen in Beschäftigungsverhältnisse, die sich zumindest bei der Entlohnung erwartungstreu verhalten.

An besonderen Erträgen beteiligt zu werden ist natürlich schöner. Aber auch hier ergeben sich Probleme, denn wie sollte innerhalb des Unternehmens verteilt werden. Vertriebsleute als Hauptleister? Innerbetriebliche Zuleister als Nebenleister?

Die leistungsorientierte Entlohnung ist aus meiner Sicht schon ein elementarer Schritt. Allerdings bedeutet er auch: Transparenz in der Entgeltfindung, um "innere Unruhe" zu vermeiden. Hier entstehen meines Erachtens in Deutschland viel größere Probleme, da es mehr als unüblich ist, das eigene Gehalt offen zu legen.
 
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