Kapitel 5 - Ansätze der Unternehmensethik
1. Zwei zentrale Fragenstellung zur Unternehmensethik
1. Was soll ein Unternehmen tun, damit es als gesellschaftlich verantwortungsbewusst gelten kann?
2. Wie wirkt sich gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein auf unternehmerischen Erfolg aus?
2. Ansätze der Unternehmensethik
1. sechs Unternehmensethiken (Unmöglichkeitstheorem, funktional, instrumentalisch, karitativ, korrektiv und integrativ)
2. gruppiert und strukturiert (tradiertes Verständnis, vorherrschendes Verständnis und kritischer Ansatz)
3. Tradiertes Verständnis – Ethik des Gewinns, Ethik des Marktes
1. Streben von Unternehmen nach möglichst hohen Gewinnen
2. Grund Ethik des Gewinns à hohe Gewinne nutzen allen
3. Bild der großen Harmonie zwischen allen Interessen
4. Widerlegt durch verschiedene Formen des Marktversagens
5. Gewinnmaximierung als ethisches Prinzip
6. The social responsibility of business is to increase its profits.
7. Gewinnmaximierung als moralische Pflicht à bestmögliche Kapitalverwertung
4. Kritik an Ethik des Gewinns
1. Annahme gründet auf vollständiger und funktionierender Märkte
2. Jedoch weitreichende Formen des Marktversagens und zunehmendes Politikversagen
5. Unmöglichkeitstheorem = Sachzwangerzählung
1. Ethik ist unmöglich à lebensweltlich wünschenswert >< ökonomisch unmöglich
2. Ethik kostet Geld
3. Im Zusammenhang mit Ethik des Gewinns à große Sachzwangerzählung
4. Unternehmen verhalten sich unethisch
5. hat zwischenzeitlich an Bedeutung verloren
6. Umkehrung des Ethik-Verständnisses
7. Früher unmöglich für Unternehmen aus betriebswirtschaftlicher Gründen ethisch verhalten, heute unmöglich für Unternehmen aus betriebswirtschaftlicher Gründen nicht ethisch verhalten
6. Karitative Ethik
Spendenethik à erfolgreiche Unternehmen spenden (Corporate Citizenship)
7. Kritik an karitativen Ethik
1. fokussiert ausschließlich „profit spending“, belässt das „profit making“
2. Spendenethik ersetz keine Geschäftsethik
3. Wofür wird gespendet?
4. Wie viel wird gespendet?
5. Warum wird gespendet?
8. Gründe für Spendenethik
Imagepflege (Public Relations), Interessenverfolgung à interessenpolitischer Effekt
9. Business Case
1. populärster Ansatz: Ethic pays! – Ethik ist ein strategischer Erfolgsfaktor!
2. ethische Verhaltensweise den Unternehmensgewinn dauerhaft positiv beeinflussen
3. unethische Verhaltensweisen wirken sich negativer auf den Erfolg aus
4. Für Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen ist ein strategischer CSR Ansatz von zunehmender Bedeutung.
10. Ethisch sensibilisierte Anspruchsgruppen
1. Belohnungseffekt à Konsumenten kaufen gezielt Produkte von ethischen Firmen
2. Bestrafungseffekt àBoykott von unethischen Firmen (Investoren à Desinvestment, Staat à neue Regulierungen)
3. à vorökonomische Wirkungen à spürbare ökonomische Wirkungen
11. Moralisierung der Märkte
1. Verantwortungsbewusste Unternehmensführung ein relevanter Wettbewerbsvorteil,
2. Versäumnisse in diesem Bereich à bedeutsamer Verlust oder gar Existenzrisiko
3. Unternehmen geraten zunehmend in einen Ethikwettbewerb, mit dem strategischen Ergebnis, dass unethische Verhaltensweisen eher früher als später unter- bzw. gänzlich ausbleiben müssen – weil sie sich nicht rechnen!
12. Kritik am Business Case
1. rein instrumentales Verständnis von Ethik
2. beschreibt Ethik ohne Moral
3. Moralisierung wird zwar für Anspruchsgruppen als relevant erachtet, jedoch nicht im Kontext der Unternehmensführung
4. nach Raith ein radikalisiertes, offenes Bekenntnis zur ökonomischen Rationalisierung
5. empirische Grenzen à unternehmensbezogenen Sanktionsmechanismen lediglich in Ausnahmen bzw. Ansätzen funktionieren
6. globaler Kontext à when information is free-flowing, authority is decentralized, business transactions are voluntary, law is enforced, the populace is educated, and people share a common ehtical framework (Pain)
7. nationaler Kontext à Moralisierung der Märkte sind enge Grenzen stets gesetzt
13. In wie weit ist der Bestraffungseffekt des Business Case möglich?
1. Vermögen NGOs und Medien wirklich alle „unethischen“ Unternehmen zu identifizieren und öffentlich zu exponieren? à Ressourcen und Insiderwissen
2. Wie viele Konsumenten strafen „unethische“ Unternehmen, über die beispielsweise aufgrund ihrer schlechten Arbeitsbedingungen in Drittweltländern medial berichtet wird, tatsächlich auf dem Wege des Boykotts oder Buykotts ab? à Apple, Foxconn, Selbstmorde in China!!!!
3. Wie zahlreich werden die Mitarbeiter sein, die ihrem „unethischen“ Arbeitgeber kündigen, etwas weil dieser „schwarze Kassen“ in Höhe von 1,2 Milliarden Euro anlegte…
4. Wie groß ist die Bedeutung des ethischen Des-/Investieren innerhalb des globalen Finanzmarktkapitalismus tatsächlich?
5. Wie massiv werden staatliche Strafzahlungen oder auch gesetzgeberische Maßnahmen gegenüber „unethischen“, aber systemrelevanten Großunternehmn ausfallen.
6. Ergebnis: kaum ethischer Druck auf Unternehmen à empirisch belegt
7. It si naive to think that ethics pays any time and any place àIt pays to be bad!
14. Falsche Behauptung
1. Ethik als Erfolgsfaktor à alles wird gut!, Harmonie statt Konflikt à universelle Harmonie zwischen allen Interessen
2. Gewinnmaximierung ist ethisch
15. CSR – Coporate Social Responsibility erscheint als
falsches Allheilmittel, Propaganda und Parasit, logischer Fehler oder Mythos
16. The end of coporate social responsibility
1. increasing profits, control, reducing costs, increasing consumer dependence, widening commodification, privatization
2. CSR als Fiktion
3. erwerbswirtschaftliche DANN à make money
17. CSR ist kein Allheilmittel
Persistenz des Profit-Paradigmas à Abgelehnt wird dies deshalb, weil hierfür nicht weiger als eine „sozial“ Revolution notwendig wäre
18. CSR ist Propaganda
CSR als reines Gerede, US-Eneregiekonzern Enron CSR Politik vorbildlich. 2001 Bilanzfälschung à Skandal
19. CSR, ein Parasit
Fight the Nestle Monster, Unternehmen kaufen Fair Trade Firmen auf
20. CSR Forschung
Ethik und Erfolg bleien gegensätzlich à CSI als Coporate Social Irresponsibility
21. Superkapitalismus: Wie die Wirtschaft unsere Demokratie untergräbt
1. Probleme des Superkapitalismus à Wirtschaftsethische Problemfelder; „eine zunehmende Ungleichverteilung durch die Konzentration der Einkommenszugewinne auf eine kleine Gruppe von Spitzenverdienern, größere Arbeitsplatzunsicherheit, Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen in Entwicklungsländern und eine Vielzahl von Produkten, die unsere niedersten Bedürfnisse ansprechen“
2. in dem die Verbraucher und Anleger immer mehr Macht haben und Arbeitnehmer und Bürger immer weniger
3. Wirtschaft dient den Menschen als Konsumenten und Anleger
4. Demokratie dient als Arbeitnehmer und Bürger
22. Kern der Problematik nach Reich
1. Politikversagen
2. Das politische Geschehen in den Parlamenten, Ausschüssen, Ministerien und Behörden wird von Unternehmen bestimmt, die einen Konkurrenzvorteil suchen. Die meisten Gesetze und Verordnungen werden auf Betreiben von Unternehmen oder Wirtschaftssegmenten verabschiedet, und die meisten Konflikte und Kompromisse entstehen zwischen konkurrierenden Unternehmen und Branchen. Sollte eine Maßnahme beschlossen werden, die mehreren Unternehmern oder Branchen Kosten zu verursachen droht, schließen sich die zusammen, um sie zu verhindern.
23. gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein der Unternehmen
1. bessere Zeiten
2. jenseits des Business Case: Heute bleibt Unternehmen keine andere Wahl, als erbarmungslos nach Profiten zu streben.
25. Fazit zum skeptischen Verständnis von Unternehmensethik
1. Veränderungen im Sinne einer verantwortungsbewussten Unternehmensführung geht nicht von Unternehmen aus
i. System „Superkapitalismus“ straft dies ab
ii. Natur der Unternehmen stehen orginären gesellschaftlich verantwortlichen Verhaltensweisen entgegen
iii. Verantwortlicher Manager handlungspraktisch machtlos
25. integrative Verständnis von Unternehmensethik
aus Primat des Gewinns wird Primat der Ethik
26. integrativer Ansatz
deutlicher Gegenpol zu den bislang dargestellten Verständnissen
27. Verhältnis zwischen Ethik und Erfolg
kontingent à keine systematische Beziehung zwischen Höhe des Gewinns und ethischem Verhalten
28. zwei faktische Gewinnbedeutungen
1. subjektives Gewinnstreben
2. objektives Gewinnerfordernis im Sinne des Sachzwangs zum Gewinn, verweist auf hinreichenden Gewinn
29. Davoser Manifest 1973
1. Unternehmensführung als Diener: Das Unternehmen wird als multifunktionale Wertschöpfungseinheit verstanden, die sozioökonomischen Funktionen für verschiedene Anspruchsgruppen wie Arbeitnehmer, Kapitalgeber, Kunden, Staat und Öffentlichkeit erfüllt.
2. Unternehmensführung als Schlichter: I m Spannungsfeld widerstreitender Interessen vollzieht Unternehmensführung einen politisch gerechten Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen/Anspruchsgruppen
3. Gewinn ist ein Mittel und kein Ziel. Der Sachzwang zum maximalen Gewinn entfällt. Gewinne können auch ausreichend sein.
30. Unternehmen als relevante Institution
Unternehmensführung als ein politischer Prozess, der widerstreitende Interessen zum Ausgleich bringen soll und für ausreichend Gewinn sorgt
31. Kritik am Davoser Manifest
Kritik an einem zentralen Punkt. Soll das oberste Management von Unternehmen tatsächlich alleine darüber bestimmten, was gerechter unternehmenspolitischer Interessensausgleich ist.
32. Feststellung von Steinmann/Löhr
1. Aus verschiedenen Gründen ist es in moderneren Gesellschaften nicht hinreichend, Lösungen weitreichender (ökonomischer) Konfliktlagen allein dem Privatethos einzelnen Personen anheimzustellen.
2. Die Methode einsamer Gewissensentscheidungen (bleibt) bloß ein willkürliches Instrument im Umgang mit Konflikten, das keine systematische Aussicht auf eine allgemein akzeptierte Konfliktlösung verspricht.
33. Übergang vom monologischen zum dialogischen Verantwortungsbegriff
1. Sozial verantwortliche Unternehmensleitung
Monologische Verantwortungskonzeption à Entscheiden für die Betroffenen à Paternalistisch Interessensberücksichtigung à Abhängigkeit und Verantwortungslosigkeit der Betroffenen à Technokratischer Horizont (Manager- und Expertenherrschaft)
2. Konsensorientiere Unternehmenspolitik
Dialogische Verantwortungskonzeption à Entscheiden mit den Betroffenen à Dialogischer Interessensausgleich (Partizipation) à Mündigkeit und Verantwortungsfähigkeit aller Beteiligten à Demokratischer Horizont (gesellschaftliche und rationale Unternehmensverfassung
34. Gewinnmaximierung als Regelfall
das Gewinnprinzip als Formalziel aller Unternehmensaktivitäten für den Normalfall muss schon gerechtfertigt sein
35. Dialog als Ausnahmefall
Gewinnprinzip und Unternehmensethik stehen im Verhältnis von Regel und Ausnahme
36. DNA verantwortungsethische Verständigungs- und Entscheidungsprozess
1. Sinngebende unternehmerische Wertschöpfungsaufgabe (Mission Statement)
2. Bindende Geschäftsgrundsätze (Business Principles)
3. Gewährleistete Stakeholderrechte (Bill of Stakeholder Rights – Unternehmensverfassung)
4. Diskursive Infrastruktur (Orte des offenen unternehmensethischen Diskurses)
5. Ethische Kompetenzbildung (Ethikrankings und vorgelebte Verantwortungskultur)
Ethisch konsistente Führungssysteme (Anreiz-, Leistungsbeurteilungs-, Compliance- und Auditingssysteme)