Franky, Dybare und andere Ex-Staatsexis!
Habe eure Diskussion nun schon eine Zeit lang verfolgt und kann euch gerade in der derzeitigen unsicheren Wirtschaftslage, in der es von Zeitabeit und Leiharbeit nur so wimmelt nur eines wärmstens empfehlen:
Versucht unbedingt eine Beamtenlaufbahn einzuschlagen!!!! Ich weiß wir Beamte haben einen spießigen oder gar langweiligen Ruf, sitzen den lieben langen Tag mit Ärmelschonern in staubigen Büros, spitzen permanent Bleispitze und schauen gefühlte 100 mal am Tag zwecks Mittagspause und Dienstende auf die Uhr -Ironie aus-. Aber sch.... drauf, hauptsache die Kohle passt einigermaßen, der Arbeitsplatz ist sicher, die Arbeitszeiten sind fair und geregelt und man kann sich darauf etwas aufbauen, weil man nicht darum bangen muss, dass die arbeitgebende Bank, Firma, Versicherung,... bei der nächsten Finanzkrise den Bach runter geht. Ich habe diesen Weg vor mittlerweile fast 10 Jahren gewählt und kann mich im Vergleich zu meinen damaligen Abi-Kollegen nun wahrlich nicht beschweren. Sicherlich hätte ich damals auch lieber einen anderen Beruf ergriffen; so wollte ich eigentlich immer irgendetwas mit Archäologie, Geschichte machen. Aber letztendlich hat die Vernunft gesiegt, denn die Arbeitsplatzchancen in meinem beruflichen Traumgebiet waren wahrlich nicht berauschend und sind es bis heute nicht. Wahrscheinlich stünde ich heute als arbeitsloser Archäologe oder Historiker auf der Straße. Diverse Freunde aus damaligen Abizeiten haben in echten Zukunftsbranchen (Maschinenbau, Molekularbiologie, Elektrotechnik) erfolgreich studiert, wurden und werden jedoch von ihren Arbeitgebern aufs Schändlichste ausgenutzt, hingehalten und entlohnt. Einem hats nun gereicht und er hat sich nun auch dazu entschlossen die Beamtenlaufbahn einzuschlagen.
Zumindest in Bayern (ich bin aus Bayern), aber auch in den meisten anderen Bundesländern läuft der Weg in den gehobenen Dienst der Beamtenebene folgendermaßen ab: Bis zum 29.06.2012 diesen Jahres Online-Anmeldung über die Seite
www.lpa.bayern.de/studium/. Voraussetzung sind lediglich Abi oder Fachhochschulreife und 45. Lebensjahr noch nicht vollendet (außer bei der Polizei). Anschließend Abizeugnisse einsenden und an der Ausleseprüfung am 08.10.2012 teilnehmen (findet an allen mittleren und größeren Ballungszentren Bayerns statt). Mitte - Ende Dezember 2012 werden einem dann die Ergebnisse des Ausleseverfahrens zugesandt und man wird benachrichtigt, ob man entsprechend der Prüfungsgesamtnote einen Studienplatz ergattert hat. Im Schnitt nehmen an diesen bayrischen Ausleseverfahren so um die 2500 Leute teil und das vordere Drittel (bis Platzziffer 800-1000) bekommt einen Studienplatz (je nach Einstellungsverhalten der Landesministerien) zugewiesen. Das Ausleseverfahren kann beliebig oft bis Erreichung der Altersgrenze von 45 J. wiederholt werden. Das Ausleseverfahren besteht zur einen Hälfte aus einem Deutsch-Test (Erörterung zu aktuellem Thema ist zu schreiben) und zur anderen Hälfte aus Allgemeinbildungsfragen (zumeist Multiple Choice) aus den Themengebieten dt. Grammatik, dt. und europ. Politik, Geschichte, Geographie, Kultur, Sport und aktuellen Ereignissen des vergangenen Jahres. Die Prüfungsgesamtnote setzt sich dann aus der Abi-Durchschnittsnote in Mathe, Englisch und Deutsch und der Prüfungsnote des Ausleseverfahrens zusammen. Hat man dann schließlich einen ausreichenden Platz erreicht, so beginnt das Studium an einer der bayrischen Fachhochschulen in Hof, Herrsching, Starnberg, Wasserburg,..., je nachdem für welchen Studienzweig man sich qualifiziert hat. Es gibt folgende Studienrichtungen: Dipl.-Finanzwirt, Dipl.-Verwaltungswirt, Dipl.-Rechtspfleger, Dipl.-Archivar und Dipl.-Bibliothekar.
Das FH-Studium dauert drei Jahre und gliedert sich auf in 18 Monate Studium und 18 Monate berufspraktischen Teil an einem Landratsamt, Finanzamt, Gemeinde, Gericht,....Der Vorteil ist, dass man schon während dieser drei Jahre ca. 900.-- € netto verdient und eine kostenfreie Unterkunft gestellt bekommt. Das Studium schließt schließlich mit der schriftlichen und mündlichen Inspektorenprüfung ab, die einmal wiederholt werden kann. Im Anschluss daran wird man nach bestandener Prüfung zumindest in Bayern garantiert übernommen, einer Landesbehörde in Bayern (zumeist München oder Nürnberg) zugewiesen und arbeitet dort als Beamter im gehobenen nichttechnischen Dienst. Das Einstiegsgehalt richtet sich nach Besoldungsgruppe A9 und niedrigster Altersstufe (auch wenn man schon 40 oder älter ist). Man steigt jedoch schon nach recht kurzer Zeit garantiert zu A10 und Altersstufe 2 (in der Regel nach 4 Jahren) auf und wird ab Vollendung des 27. Lebensjahres Beamter auf Lebenszeit. Ab diesem Zeitpunkt ist man bekanntlich unkündbar, verdient netto ca. 2000.-- € - 2.300.-- € (je nach Einsatzgebiet und Lebensstatus) und hat eine Sorge weniger: Sicherer Arbeitsplatz!!!! Zählt in der heutigen Zeit wahnsinnig viel, wahrscheinlich so viel wie nie zuvor!!! Anschließend kann man sich um die Familie, Hobbys oder eben auch um die Fernuni Hagen kümmern. Und das alles ohne großen Druck, denn seinen Beamtenstatus und damit Arbeitsplatz hat man sicher!! Das schöne, gerade für euch Ex-Staatsexis, ist dabei, dass ihr sowohl an der Beamten-FH als auch später in der Behörde euer juristisches Wissen gut einbringen könnt. Zudem werden euch dann später bei Aufnahme eines Zweitstudiums an der Fernuni Hagen zahlreiche Module angerechnet, so dass ihr zumeist nur noch die Mindestanzahl an Modulen absolvieren müsst (ich glaube sechs oder sieben Module bis zum LLB). Das Zweitstudium an der Fernuni Hagen könnt ihr zudem in Teilzeit nebenher absolvieren, da die bayrischen Behörden zwecks Teilzeit-Arbeit zwischen 50-95% Arbeitszeitanteil sehr flexibel sind (sog. Antragsteilzeit, wird ohne Gefährdung des Beamtenstatusses eigentlich immer genehmigt). Auch die Arbeitszeiten an einer bayrischen Behörde sind sehr fair und flexibel (ab 2013/2014 wieder 40 Stunden - Woche und sog. Gleitzeit, d. h. man kann fast kommen und gehen wann man will, solange man auf seine 40 Stunden kommt und das Arbeitspensum absolviert). Im Außendienst einer bayrischen Behörde kann ich in bestimmten Sachgebieten (z. B. Betriebsprüfer, Steuerfahndung beim Finanzamt) auch Telearbeit leisten, d. h. Arbeit bei den Betrieben vor Ort und von daheim aus und muss nur einmal wöchentlich in der Behörde vorbei schauen. Aufgrund der sehr großzügigen Mutterschutzregelungen und Teilzeitregelungen ist eine bayrische Behörde auch für Mütter und werdende Mütter sehr interessant, da sie glaube ich bis zu 12 Jahre in Mutterschutz verweilen können, ohne ihren Beamtenstatus zu verlieren. Sie können anschließend in Teilzeit wiederkehren und zwischen 25%-95% in Teilzeit oder Vollzeit ihre Arbeit wieder aufnehmen. Die Altersstufen kassieren sie auch während der Mutterschutzzeit und bei längerer Abwesenheit von der Behörde bekommen sie zumeist am ersten Tag ihrer Rückkehr die Beförderungsurkunde in die nächste Besoldungsstufe ausgehändigt. Frauen werden zudem im Gegensatz zu vielen anderen Branchen komplett gleichbehandelt und genießen bei anstehenden Beförderungen mittlerweile sogar einen kleinen Bonus gegenüber ihren männlichen Kollegen.
Bei einer bayrischen Behörde hat man zudem die Chance bei guten Leistungen oder nebenbei erworbenen Zusatzqualifikationen wie etwa den LLB+LLM oder BWL, MBA in den höheren Dienst aufzusteigen, was sonst nur Juristen mit Prädikatsexamen vorbehalten bleibt. Also alles in allem kann es in meinen Augen für endgültig gescheiterte Ex-Staatsexis nur einen richtigen Weg geben und zwar den oben beschriebenen. Ich möchte hier jedoch keine aufdringliche Werbung für meinen Arbeitgeber machen und bin auch nicht in einer dortigen Personalabteilung beschäftigt. Jeder muss selber für sich wissen, was gut für seine berufliche Zukunft ist. Das Beamtendasein hat ja schließlich auch seine negativen Seiten, die ich jetzt jedoch nicht weiter ausführen möchte, da mein Posting schon lang genug ist.
LG Pensionsanwärter