Brauchen wir wirklich Elite-Universitaeten?

Dr Franke Ghostwriter
Brauchen wir wirklich Elite-Universitaeten?

Da ich nicht weiss, ob ich den Artikel einfach hier 'reinkleben' darf, gibt 's nur den Link:
https://magazine.web.de/de/themen/beruf/bildung/studium/3052518.html

Diesen Artikel hab' ich gerade im Internet gefunden. Die meisten werden es wahrscheinlich aber schon aus den Nachrichten vom Freitag wissen: Deutschland hat jetzt seine ersten 3 Elite-Universitaeten .. Aber braucht Deutschland wirklich Elite-Universitaeten oder ist das nur Aktionismus der Politiker? Ist die Schaffung von Elite-Unis wirklich die Loesung, um den Mangel an gut ausgebildete Akademiker zu beseitigen?

Viel diskutiert wurde ja schon darueber, aber unsere Politiker haben schon viel erzaehlt. Darum warte ich erstmal ab, was sie nachher wirklich machen. Trotz aller Kritik und Bedenken, werden jetzt in Deutschland doch Elite-Universitaeten geschaffen.. Aber was passiert jetzt mit den anderen Hochschulen? Sind die Abschluesse weniger wert?

Den Hochschulen fehlt es ueberall an Geld. Die Hoersaele sind ueberfuehlt. Es werden Studiengebuehren eingefuehrt .. Was kostet den Studenten ein Studium an den neugegeschaffen Elite-Unis? Wenn diese neue Klasse der Hochschulen mit Foerdergeldern zugeschuettet werden, wo kommt das Geld her? Muessen die anderen Hochschulen zum Wohle der Elite-Unis noch mehr sparen?

Fragen ueber Fragen .. Was meint Ihr zu der 'Koenigklasse der deutschen Hochschulen'?
 
In aller Kürze:
Ich denke, ja wir brauchen in gewisser Weise "Eliten" - also Spitzenkräfte.

Ob der Weg dahin allerdings über die Ernennung von Unis zur Elite-Uni funktioniert halte ich für fraglich. Sind die Unis schon Spitze, dann ist das gut und schön und braucht nicht den Namen Elite-Uni. Sind sie es nicht, ist die Frage, wie sie dahin entwickelt werden sollen, und auch, ob das zu Lasten der anderen geht.

Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass es in München z.B. dann nur noch Elite-Studenten gibt und im Rest von D keine, mal überspitzt ausgedrückt. Ich denke, sowas wie eine Elite-Uni kann man eher nicht ernennen, sondern muss sich über Spitzenleistungen entwickeln.
 
Aber ist man schon eine Spitzkraft, nur weil man an einer dieser Unis studiert hat?.. Meine persoenliche Erfahrung im Berufsleben ist, dass beispielsweise die meisten der akademische 'Elite' der Elektroindustrie nicht von einer dieser drei neuen Elite-Unis kommt. Da haben Aachen und Dresden eindeutig die Nase vorn.

Ich stimme Dir zu, sind die Unis schon spitze, dann brauchen sie die Bezeichnung 'Elite-Uni' nicht.. Viele Hochschulen haben sich in einigen Bereichen (z.B.: Design, Informatik, Energietechnik) im Laufe der Jahre, einen guten Ruf erworben. Wer die entsprechende Richtung studieren wollte, kannte die entsprechende Hochschule auch ohne den schmueckenden Beinamen 'Elite-Uni'.

Auch wenn diese drei Hochschulen sich jetzt 'Elite-Unis' nennen duerfen, glaube ich nicht, dass jede Studienrichtung bei ihnen wirklich die beste Ausbildung im Land bietet.

Diese Ernennungen kommen mir vor wie eine Marketing-Gag. Ich habe das Gefuehl, dass es bei der Sache weniger um die Bildung und die Studenten geht, sondern vielmehr um Geld und Politik.. Beide Seiten profitieren davon. Die 'auserwaehlten' Unis koennen mit dem Beinamen werben, hohe Studiengebuehren fordern und freuen sich ueber eine grosse 'Finanzspritze'. Unsere Politiker koennen jetzt sagen, dass sie was getan haben.

Nur die Ernennung von elitaeren Hochschulen beseitigt nicht die Maengel in der deutschen Bildungs- und Hochschulpolitik.
 
Ich meine, Elite Universitäten sind nichts schlechtes. Man kann sie aber nicht aus dem Boden stampfen.
Universitäten wie Harvard, Yale oder Oxford blicken auf eine lange Tradition zurück und finanzieren sich weitesgehend selbst.
Harvard zum Beispiel hat ein jährliches Haushaltsbudget von ca. 2,5 Milliarden(!) US $.
Ansonsten kann ich Dir in sofern zustimmen, dass dies auch wieder nur ein Placebo ist, was jahrzehntelange Veräumnisse in der Hochschulpolitik kaschieren soll.
Letzten Endes nur wieder einmal mehr neues Geld in alte Kanäle.

Im Übrigen sind es nicht nur die finanziellen Mittel der o.g. Universitäten, die sie zur sog. "Elite" gehören lassen, sondern auch die Seilschaften, die von den Ehemaligen gebildet wurden.
So hat der amtierende amerikanische Präsident ebenfalls in einer Elite-Universität studiert(Yale).
Das ihm herausragende intellektuelle Fähigkeiten und qualitativ überragendes wissenschaftliches Arbeiten attestiert werden kann, darf getrost bezweifelt werden.

So wundert es mich nicht, dass zwei der drei neuen deutschen Elite-Universitäten in München liegen, da dort vielleicht der beste Nährboden für solche Strukturen vorhanden ist.

Nachtrag:
Vielleicht sollten wir erst mal den Begriff Elite in diesem situativen Kontext definieren.
 
Wegen meiner politischen Herkunft habe ich nach wie vor eine Problem mit dem Begriff "Elite" und das mit den drei Elite-Unis halte ich auf für einen großer Bluff. Zur Elite-Uni macht man sich nicht selbst, sondern wird dazu gemacht. Und zwar nicht durch einige Millionen von Vater Staat sondern durch jahrelange harte Arbeit, was dann bei der Bevölkerung dazu führt, das diese meint, man sei eine Elite-Universität.

Trotzdem halte ich eine Begabtenförderung für sinnvoll und wichtig, die darf aber nicht erst an der Universität beginnen, sondern am besten schon in der Grundschule. Jedes Kind hat ein Recht auf angemessene Förderung, bei Lernbehinderten ist dieses seit Jahren der Fall, aber Hochbegabte werden zu häufig noch mit ihren Problemen alleine gelassen. Mehr als eine oder mehrere Klassen zu überspringen fällt den meisten Lehrern nicht ein. Wenn diese Kinder dann als junge Menschen an eine Elite-Uni gehen, habe ich nichts dagegen, nach meiner Erfahrung reichen aber auch die normalen Unis aus um sie ihre Leistungsgrenzen spüren zu lassen.

Ich sehe allerdings noch ein anderes Problem: die verkrusteten Strukturen an den deutschen Universitäten. Ich habe ja schon längere Zeit ein Mathestudium hinter mir und einige meiner damaligen Komilitonen waren sehr begabt, haben das Studium mit Bravour geschafft und wollten in der Forschung bleiben. Zwei haben es geschafft und in Deutschland eine Professur ergattert, mir fallen aber auf Anhieb mindest fünf ein, die inzwischen als assistent professor in den USA leben und arbeiten. Keiner von denen ist an einer Elite-Uni, sondern sie sind an stinknormal Universitäten mit stinknormal begabten Studenten. Und alle sind deswegen nicht mehr in Deutschland, weil sie hier absolut keine Chancen auf eine Professur hatten.

Will sagen: es reicht nicht Elite-Studenten an einer einer Elite-Universität auszubilden, wenn sie danach nicht die Möglichkeit haben, ihr Elite-Wissen weiterzugeben. Sie werden auswandern wie bisher und die Aufnahmeländer freuen sich noch mehr als bisher.
 
Ich finde Elite-Universitaeten auch nicht schlecht.. Nur so, wie sie jetzt in Deutschland geschaffen werden sollen, stoert mich.

Fuer mich ist eine Elite-Uni eine Hochschule, die fuer Ihre Studenten die besten Studienmoeglichkeit in allen Fachrichtungen bietet und zukuenftige Akademiker erstklassig ausgebildet sind.. Als Folge: Die Wirtschaft reisst sich um die Absolventen. Es wollen sich dann immer mehr Studenten an der Hochschule einschreiben. So steigen die Studentenzahlen und auch die Einnahmen. Ich vermute, so handhaben es auch die Elite-Unis Harvard, Yale oder Oxford.

Aber ich glaube, keine Hochschule in Deutschland ist in allen ihren Studienrichtungen gleich gut. Ueber Jahre haben sich einige Hochschulen in einigen Fachrichtungen einen exzellenten Ruf aufgebaut. Das betrifft aber immer nur einzelne Fachgebiete und nie die ganze Hochschule. Deshalb halte ich den Titel 'Elite-Uni' in Deutschland zur Zeit fuer Augenwischerei.

Der Ruf einer Hochschule baut sich ueber Jahre auf und die Ausbildung der Akademiker muss sich ueber die Jahre bewaehren. So bildet sich der Ruf und der elitaere Charakter von ganz allein. Dann bedarf es keine Herren und Damen am runden Tisch, die das innerhalb von ein paar Monaten beschliessen.

Was machen die drei frischgebackenen Elite-Unis jetzt? Konzentrieren sie sich nur auf ihre Top-Fachrichtungen und schliessen die anderen Bereiche? Oder erwecken sie den Eindruck, dass ihre ganze Ausbildung zur 'Elite' des Landes gehoert?

Hat die Regierung nicht einfach nur einen Vorwand gesucht, um die Etats nicht wieder zu erhoehen und das Geld nur in ein paar ausgewaehlten Hochschulen zu stecken, damit es nicht so auffaellt?
 
Trotzdem halte ich eine Begabtenförderung für sinnvoll und wichtig, die darf aber nicht erst an der Universität beginnen, sondern am besten schon in der Grundschule. Jedes Kind hat ein Recht auf angemessene Förderung, bei Lernbehinderten ist dieses seit Jahren der Fall, aber Hochbegabte werden zu häufig noch mit ihren Problemen alleine gelassen. Mehr als eine oder mehrere Klassen zu überspringen fällt den meisten Lehrern nicht ein. Wenn diese Kinder dann als junge Menschen an eine Elite-Uni gehen, habe ich nichts dagegen, nach meiner Erfahrung reichen aber auch die normalen Unis aus um sie ihre Leistungsgrenzen spüren zu lassen.

Da stimme ich Dir zu.. Ich halte mich jetzt nicht gerade fuer hochbegabt. Aber ich fuehlte mich in der Schule staendig unterfordert. Den Stoff hab' ich in der Schule begriffen und Hausaufgaben hab' ich keine machen brauchen.. Aber eine Foerderung ueber das normale Schulpensum fand nicht statt. So hab' ich mir selbst in meiner Freizeit neue Herausforderungen gesucht, um an meine Leistungsgrenzen zu stossen.

Meine Berufsausbildung war auch nicht die grosse Herausforderung.

Die fehlende Foerderung raechte sich dann im Studium. Da ich nicht gelernt hatte, zu Hause zu lernen, fielen mir die ersten Semester tierisch schwer.

Ich halte das auch fuer eine grosse Misere in der deutschen Bildungspolitik, dass nicht schon in der Schule auf Begabungen geachtet wird. Damit die Begabung der Schueler auffaellt, braucht es kleinere Klassen (keine 30 Schueler und mehr) und auch motivierte Lehrer und Eltern.. Das ist aber ein anderes Thema 😉

Will sagen: es reicht nicht Elite-Studenten an einer einer Elite-Universität auszubilden, wenn sie danach nicht die Möglichkeit haben, ihr Elite-Wissen weiterzugeben. Sie werden auswandern wie bisher und die Aufnahmeländer freuen sich noch mehr als bisher.

Das sehe ich auch als grosses Problem an. Und im Zuge der weiteren Globalisierung wird die Auswanderung und Abwerbung auch weiter anhalten.

Nicht nur die USA sind das Ziel.. Hab' erst vor ein paar Wochen einen Bericht gelesen: Laender wie Norwegen, Schweden und Finnland freuen sich beispielsweise ueber die sehr gut ausgebildeten Mediziner aus Deutschland.
 
Wenn ich mich recht entsinne laeuft es an Amerikas Elite Unis so rum:

Der (angehende) Student bewirbt sich mit entsprechenden Bewerbunsunterlagen, Empfehlungsschreiben etc. bei der Uni. Diese entscheidet dann, ob sie den Studenten nehmen wil, oder nicht. Erst dann wird auf die finanzielle Seite geblickt und ggf. mit Stipendien oder aehnlichem Unterstuetzt. (Der Schulueberflieger wird also ggf. nach Havard gehen koennen, auch wenn sich seine Eltern das eigentlich nicht leisten koennten.)
Das alles macht die Uni aus purem Eigeninteresse, denn die Chance scheint recht gross, dass der Ueberflieger aus der Schule, mit grossem sozialen Engagement und eventuell einigen Kontakten im spaeteren Berufsleben viel Geld und/oder viel EInfluss haben wird. Damit kann sich die Uni schmuecken und ggf. wird der Absolvent "seine" Uni spaeter einmal finanziell unterstuetzen...

Aber zurueck zum Thema, ich denke, dass "Elitenfoerderung" durchaus sinnvoll sein kann, aber nicht so, wie es in D. umgesetzt wird. Mir schweben da zwei Alternativen vor:

1. Foerderung einzelner Fachbereiche/ Fakultaeten, in denen eine Uni Bundesweit spitze ist, um die Gelder gezielt in einen Bereich fliesen zu lassen, in dem die Uni ihren Vorsprung dann ausweiten kann bzw. diesen hohen Standard zu halten.

2. gezielte Foerderung einzelner Studenten, die in ihrem bereich zur Elite gehoeren. Soll heissen, die besten eines Abijahrgangs koennen sich um Aufnahme ins "Eliteprogramm" bewerben. Jeder der daran teilnehmen darf bekommt verguenstigungen (z.B. Befreiung von Studiengebuehren, kostenlose Unterkunft, bevorzugter Zugang zu Laboren etc.etc.etc). Die Universitaeten, an denen diese "Elite" sutdiert bekommen ebenfalls eine kleine Extrazuwendung, um ihre Lehre in dem entsprechenden Bereich zu verbessern. So aehnlich wird es soweit ich weis in bayern schon gemacht, die Spitze eines Abijahrgangs erhaelt die Moeglichkeit ins Maximillianeum einzuziehen und wird dann gesondert gefoerdert.

Wie dem auch sei, ich halte die Idee der Bestenfoerderung grundsaetzlich fuer nicht verkehrt, die Frage ist jedoch was diese "Elite" nach Abschluss ihres Studiums macht bzw. machen kann. Leider sieht es im Moment so aus, dass immer merh Uniabsolventen in Ausland gehen, also andere den Rahm der "Eliteuniversitaeten" abschoepfen werden...
 
Ich muss sepp zustimmen ich bin total gegen ein system wie es in amerika praktiziert wird, mal abgesehen davon, ich halte mich jetzt zwar nicht für hochbegabt, bin aber auch der meinung, dass das studium und auch die schule bei uns falsch aufgebaut sind, im prinzip läuft es darauf hinaus wer kann am besten auswendig lernen.
aber warum sollen nur solche leute die aussicht auf einen guten job haben, die an einer eliteuniversität, was auch immer das sein soll.... studiert haben, und warum sollen die, die sich das nicht leisten können von vorneherein ausgeschlossen sein?
und warum brauchen wir überhaupt eine elite?
ich meine in unserer gesellschaft wird sowieso schon alles nur nach leistung gemessen, wie viel wert ist denn das individuum an sich denn noch?
klar ist der einzelne dafür selbst verantwortlich, aber gerade ich als frau sehe da ein echtes problem....ich meine soll man heute eh schon alles unter einen hut kriegen, familie, kinder, karriere, geht das in zukunft nur noch, mit einem abschluss einer eliteuniversität?....
 
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